New In Town: L’Orgue Restaurant

In der ehemaligen Orgelfabrik in Lintgen ist ein neues Restaurant entstanden: L’Orgue. In dem sorgfältig restaurierten Industriedenkmal verbindet das Projekt Gastronomie mit kulturellem Anspruch und einem ungewöhnlichen Raumkonzept.

Denkmal mit neuer Funktion

Die Fabrik, 1923 erbaut, war über Jahrzehnte Zentrum des Orgelbaus in Luxemburg. Seit 2018 gehört das Gebäude dem Bauunternehmer Claude Konrath, der gemeinsam mit seiner Stieftochter Axelle Noël ein Nutzungskonzept entwickelt hat, das Eventlocation, Konzertraum und Restaurant unter einem Dach vereint.

„Wir wollten raus aus dem Klassischen“, sagt Axelle Noël. „Man sieht in Luxemburg oft denselben Stil — wir wollten einen Bruch, mit warmen Materialien, Licht und einem Hauch von Eleganz, aber ohne steife Förmlichkeit.“

Küche ohne Showeffekte

Verantwortlich für das kulinarische Konzept ist René Vogl. Der gebürtige Österreicher war zuvor unter anderem bei Victor’s Fine Dining unter dem 3-Sterne-Koch Christian Bau und als Chefkoch im A Guddesch tätig. In Lintgen setzt er auf eine reduzierte, produktfokussierte Küche mit subtilen asiatischen Einflüssen.

„Wir kochen schlicht, aber mit Tiefe — Produkte von höchster Qualität, ohne viel Chichi“, beschreibt Vogl seinen Ansatz. Serviert werden ein Fünf- oder Sieben-Gang-Menü (ab 85 Euro), saisonal wechselnd. Mittags gibt es von Mittwoch bis Freitag einen Businesslunch, der auch à la carte verfügbar ist. Vegetarische und vegane Gerichte sind Teil des Menüs, werden aber nicht besonders gekennzeichnet. „Viele probieren’s oft einfach nicht, wenn „vegetarisch“ draufsteht. Wir verzichten auf das Label, in der Hoffnung, dass die Leute es dann einfach probieren und merken, dass es schmeckt.“

Entscheidung zur Eigenregie

Ursprünglich sollte das Restaurant vermietet werden. „Die Bewerbungen haben einfach nicht zu uns gepasst. Also haben wir beschlossen: Wir machen’s selbst“, so Noël. Erst mit der Zusage von René Vogl nahm das Projekt konkrete Formen an. „Ohne René hätten wir das Projekt nie gestartet. Er hat den Ausschlag gegeben.“

Die Küche wurde gemeinsam mit dem Team geplant und auf effiziente Abläufe ausgerichtet. Die Arbeitsbereiche sind funktional gegliedert, das Design zurückhaltend. Vogl: „Man merkt erst im Alltag, wie wichtig ein gut strukturierter Raum ist.“

Ort für Essen, Musik und Zeremonien

Das Gebäude beherbergt nicht nur das Restaurant. Ein separater Saal mit eigens gebauter Orgel dient als Konzert- und Veranstaltungsraum — genutzt für Trauungen, kulturelle Formate oder private Events. Das Ensemble firmiert unter dem Namen „Maison de l’Orgue“.

„Wir wollten ein Haus schaffen, in dem man gut essen — aber auch heiraten, feiern und Musik erleben kann“, erklärt Noël.

Publikum und Perspektive

Die Betreiber verzichten bewusst auf eine fest definierte Zielgruppe. „Wir haben keine konkrete Zielgruppe. Jeder, der gerne gut isst, ist willkommen — ob jung oder alt, Businessgast oder Foodie“, sagt Noël. Die Lage sei dabei kein Nachteil. Lintgen sei aus allen Richtungen gut erreichbar und biete, was in der Stadt oft fehlt: Parkplätze direkt vor der Tür.

Ein Michelin-Stern sei kein erklärtes Ziel, so Vogl: „Ein Stern ist nicht unser Anspruch. Wichtig ist, dass unsere Gäste zufrieden sind und wiederkommen.“

L’Orgue ist kein klassisches Fine-Dining-Restaurant. Es ist ein Ort mit Konzept, mit Geschichte — und mit einer klaren Haltung zur Qualität. Wer dort essen geht, bekommt nicht nur ein Menü, sondern eine rundum gute Zeit. Als authentisches, familiengetragenes Projekt bietet es zudem ein erfrischendes Gegenmodell zum Mainstream, der zunehmend von großen Gastrogruppen und internationalen Ketten dominiert wird.

L’Orgue
75, rue de Diekirch
L-7440 Lintgen

Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Sonntag
12:00 — 15:00 Uhr
19:00 — 23:00 Uhr

Webseite:
www.orgue-restaurant.lu

Heute angesagt

Newsletter Anmeldung

Auch lesenswert