Der Luxemburger Philippe Schaus ist seit 2017 CEO der Moët-Hennessy-Gruppe, die Wein-und Spirituosenabteilung des Luxusgüterkonzerns LVMH. Zu MH gehören so prestigeträchtige Champagner-, Cognac- und Weinmarken wie Moët & Chandon, Dom Pérignon, Veuve Clicquot, Ruinart, Hennessy … Er hat sich Zeit für ein paar Fragen von KACHEN genommen.
Sie sind beruflich in der ganzen Welt unterwegs, aufgewachsen sind Sie in Luxemburg-Stadt: Sehen Sie sich heute als ein Botschafter für das Großherzogtum?
Philippe Schaus – Als Chef von Moët Hennessy bin ich der Botschafter der Gruppe, ihrer schönen Maisons und auch von LVMH. Ich bin aber seit letztem Jahr auch Präsident des Business Clubs Frankreich-Luxemburg, der das Ziel hat, die Entscheidungsträger aus beiden Ländern zusammenzubringen. Und als solcher bin ich Botschafter sowohl von Frankreich als auch vom Großherzogtum.
Ihre berufliche Laufbahn vom Raumfahrtingenieur zur Führungsperson in der Luxusbranche ist bemerkenswert: Gibt es einen roten Faden in Ihrem Werdegang?
Philippe Schaus – Einer meiner Erfolgsfaktoren ist die Leidenschaft. Ich war immer begeistert und überzeugt von dem, was ich machte. Im Studium und Beruf haben sich meine Vorlieben, Wünsche und Interessen immer weiterentwickelt. Man muss Dinge ausprobieren, um das Richtige zu finden.
In Luxemburg genau wie anderswo liegt das Augenmerk auf der nachhaltigen Landwirtschaft. Moët Hennessy hat im letzten Juni das erste World Living Soils Forum in Arles veranstaltet. Zwei Tage für den Austausch zwischen Biologen, Forschern, Akademikern sowie Journalisten und anderen Akteuren aus dem Lebensmittelsektor. Welchen Hintergrund hat das Event?
Philippe Schaus – Wir arbeiten mit Champagner, Whisky, Cognac und Wein, die lange reifen. Wir haben also eine besondere Beziehung zur Zeit. Wir haben vor kurzem Schnäpse aus dem Programm genommen, die vor hundert Jahren destilliert wurden. Und wir destillieren heute Schnäpse mit der Idee, dass auch sie in einem Jahrhundert noch verwendet werden. Unsere Maisons werden von Generation zu Generation weitergeführt. Es ist unsere Aufgabe, dass diese Weitergabe fortbestehen kann. Aber wenn wir unsere Böden nicht schützen, kann es diese Weitergabe nicht geben. Unser Handeln muss immer einer gewissen Kontinuität folgen. Nachdem wir festgestellt hatten, dass immer mehr Forscher daran arbeiteten, diese Böden zu verstehen, haben wir entschieden, eine Begegnung und den Austausch mit allen diesen Spezialisten zu organisieren.
Welche Ergebnisse hat diese erste Veranstaltung gebracht? Haben sich neue Richtungen für Ihre Gruppe aufgezeigt?
Philippe Schaus – Moët Hennessy hat bei dem Event keine belehrende Rolle gehabt, auch unsere Konkurrenten waren dazu eingeladen. Vielmehr waren wir darum bemüht, den Kontakt zwischen Experten herzustellen, die sich zuvor nicht kannten. Wir möchten dieses Treffen, das für alle Beteiligten sehr aufschlussreich war, alle zwei Jahre wiederholen. Wir haben zum Beispiel herausstellen können, wie wichtig Korridore für die Biodiversität sind, dass einige Rebstöcke für die Pflanzung von Hecken geopfert werden müssen, um Verbindungen zwischen den Waldstücken herzustellen. Wir haben erfahren, dass die Zwischenfrucht bzw. Gründüngung im Weinbau eine wichtige Rolle für die Artenvielfalt spielt. Wir haben begonnen, den regenerativen Weinbau zu testen. Und Ende 2021 haben wir in der französischen Champagne ein Zentrum für Forschung und Entwicklung rund um den Weinberg eröffnet.
Bei Ihren vielen Reisen haben Sie sicher Gelegenheit gehabt, besondere Gerichte zu probieren. Gab es dazu Wein oder Champagner einer Ihrer Marken?
Philippe Schaus – Ich liebe die japanische Küche. Sie ist sehr vielseitig und immer wieder überraschend. Ich habe schon viele namhafte japanische Chefs kennengelernt und mehrere von ihnen haben mir gesagt, dass zu Sushi am besten Champagner passt. Kein Saké, sondern Champagner!