Der lang erwartete Moment für alle, die sich für Geschichte und Gastronomie begeistern, steht kurz bevor: Villa Pétrusse (ehemals Villa Baldauff aus dem 19. Jahrhundert) in der Avenue Marie-Thérèse öffnet am 16. Juni ihre Türen. Nach einer Besichtigung der Räumlichkeiten hatten wir die Gelegenheit, mit dem Küchenchef Kim de Dood über dieses neue kulinarische Abenteuer zu sprechen.
Eine Geschichte wird weitergeschrieben
Stéphanie Raimbault, die Direktorin des Hauses, lädt uns in einen der privaten Salons ein, um die Atmosphäre des Ortes auf uns wirken zu lassen. „Als Gastgeber erzählen wir Geschichten. Diese Villa war über Generationen hinweg im Besitz einer wohlhabenden Familie — unsere Aufgabe ist es, diese Gastfreundschaft weiterzugeben, unsere Gäste zu verwöhnen und ihnen hier eine zeitlose Auszeit in einem liebevoll restaurierten Haus zu bieten.“
Hinter der umfassenden Renovierung steht der Architekt Tristan Auer mit seinem Team, der eng mit zahlreichen Kunsthandwerkern zusammenarbeitete, um Wandteppiche, Parkett, Holztreppen und Malereien fachgerecht zu restaurieren.
In der 2018 unter Denkmalschutz gestellten Villa entstanden 22 Zimmer (darunter zwei Suiten und ein privates Penthouse), mehrere Salons, das Gourmetrestaurant „Le Lys“, ein Fitnessbereich und bald auch ein Wellnessbereich.
In jedem Zimmer und jedem Salon wurde die Seele der Villa bewahrt — Originalmaterialien und Details wurden, wo möglich, erhalten und gleichzeitig mit viel Fingerspitzengefühl modernisiert, um dem Anspruch eines Hauses dieser Klasse gerecht zu werden. Das Ergebnis: eine Atmosphäre, in der sich Luxus und Geschichte harmonisch verbinden.



Chef de Dood: Eine Rückkehr zu den Wurzeln
Mit einem entspannten Lächeln erzählt uns der 33-jährige Chef, wie er nach mehreren Jahren im Ausland — unter anderem in Dubai und Singapur — nun endlich nach Hause zurückkehrt. „Jeder Schritt meiner Karriere hatte das Ziel, eines Tages nach Luxemburg zurückzukehren und zu zeigen, was ich in der Welt gelernt habe. Ich wartete nur auf das richtige Projekt — und als mir diese einzigartige Gelegenheit in so einem prestigeträchtigen Ort angeboten wurde, war die Entscheidung schnell gefallen.“
Villa Pétrusse versteht sich als „Luxuriöses privates Anwesen mit dem Gefühl von Zuhause“. Genau dieses Gefühl soll sich auch in der Küche widerspiegeln. „Die Küche wird fein und raffiniert, aber mit dem Wunsch, dass sich die Gäste wie zu Hause fühlen. In Gourmetrestaurants fühlen sich manche Menschen schnell unwohl — das wollen wir hier ganz bewusst anders machen. Die Leute sollen eine gute Zeit haben und am Ende mit einer tollen Erfahrung nach Hause gehen.“
Für den Chef beginnt diese Erfahrung bereits an der Türschwelle und begleitet die Gäste durch das gesamte Menü. „Sobald die Tür hinter einem zugeht, soll der ganze Alltagsstress abfallen. Die Gäste müssen sich nur auf die Inszenierung einlassen, die wir für sie vorbereitet haben — mit kleinen Überraschungen während des gesamten Essens“, erklärt er.
Chef de Dood und sein Team kümmern sich vom Frühstück bis zum Abendessen um das kulinarische Angebot. Mittags sowie am Montag- und Sonntagabend wird ein bistronomisches Menü serviert, von Dienstag bis Samstagabend öffnet das Gourmetrestaurant Le Lys für anspruchsvolle Feinschmecker.



Luxemburgische Klassiker mit einem Hauch Asien
„Ich bin Luxemburger — und ich möchte luxemburgische Küche anbieten“, sagt de Dood mit Stolz. „Wir werden klassische luxemburgische Gerichte neu interpretieren und auch lokale Produkte auf neue Weise einsetzen — wie zum Beispiel Forelle aus dem Ourtal.“ Man darf sich also auf Neuinterpretationen von Kniddelen oder Vol-au-vent freuen. „Kniddelen erwartet man nicht unbedingt in einem Gourmetmenü — aber genau dieses Gericht habe ich besonders intensiv ausgearbeitet!“, sagt er schmunzelnd.
Durch seine Erfahrungen in Asien bringt de Dood auch eine feine asiatische Note in seine Gerichte. „Ich liebe es, einen Geschmack ins Spiel zu bringen, der überrascht — wie zum Beispiel Yuzu Kosho, eine fermentierte Chilipaste mit Zitrusnoten. Sie bringt Frische, Schärfe und eine leichte Salzigkeit auf den Teller.“
Seit einem Jahr arbeitet der Chef daran, die besten lokalen Produzenten aufzuspüren. „Selbst als Luxemburger entdecke ich immer noch neue Produzenten — da gibt es noch viel zu entdecken!“, freut er sich.
Mit seinem 13-köpfigen Team hat de Dood vor zwei Monaten die historischen Küchen der Villa bezogen. „Aber am Projekt arbeite ich schon seit einem Jahr — wir hatten also Zeit, uns theoretisch auf die Eröffnung vorzubereiten. Jetzt kommt die Praxis!“, verrät er.
Ein zugänglicher Chef
„Jeder wird mich im Laufe des Abends irgendwann sehen“, erklärt der Chef, der offensichtlich Freude daran hat, mit den Gästen in Kontakt zu kommen. Auch seine Küche ist offen für Gäste, die während des Essens einen Blick hinter die Kulissen werfen möchten. „Das gehört für mich zur gastronomischen Erfahrung dazu.“
Ein weiteres Highlight ist „La Table du Chef“ — ein exklusives Erlebnis für zwei bis vier Personen. Die Gäste betreten dabei die Küche und gelangen zu einem kleinen verglasten Raum mit Blick auf die Gärten der Villa. Dort werden sie vom Chef persönlich durch den Abend geführt.


Mit Ehrgeiz richtung Stern
Auf die Frage nach den jüngst ausgezeichneten Kollegen spricht der Chef offen über sein Ziel: „Mein gesamter beruflicher Werdegang spielte sich in Sterneküchen ab — natürlich arbeiten wir in diese Richtung. Das gehört klar zu unseren Plänen.“ Auch Direktorin Stéphanie Raimbault meint augenzwinkernd: „Wir bleiben bescheiden — aber wir mögen Sterne.“
Von Frühstück bis Dinner — das kulinarische Erlebnis der Villa Pétrusse dürfte Feinschmecker ebenso begeistern wie Liebhaber großer Geschichten.