Manche Luxemburger kannten das Holy Ghost Tattoo, gegenüber der Cité Judiciaire, weil sie sich dort ihr erstes Tattoo stechen ließen. Heute hat diese Institution in Luxemburg ihre Türen wieder geöffnet. Auf dem Programm stehen jedoch keine Tattoos mehr, sondern ein hübscher, leicht nostalgischer und vintage anmutender Ort, voller Pflanzen und Blumen, in dem man bei einem Kaffee und Gebäck verweilen kann. Sein Name? Holy Ghost Garden. Wie eine Hommage.
Sobald man die Tür durchschreitet, erinnert – abgesehen vom rot gestrichenen Bogen und dem Diplôme des Tätowierers, das immer noch über einer Tür hängt – nichts mehr an das frühere Studio. Raoul und Batista, die beiden Jugendfreunde, kannten den alten Salon sehr gut. „Wir haben uns beide dort unser erstes Tattoo stechen lassen“, erzählen sie. Als der Tätowierer dann seinen Ruhestand ankündigte, entschieden die beiden anders. „Es kam für uns nicht infrage, dass dieser Ort einfach nicht mehr existieren sollte“, erklärt Raoul.

Ein Rückzugsort im Herzen der Cité Judiciaire
Nach mehr als zwei Jahren voller Brainstorming, Umbauarbeiten zur Anpassung an die Normen und administrativer Formalitäten eröffneten die beiden Freunde im Juni das Holy Ghost Garden. „Wir hatten zunächst überlegt, den Namen Holy Ghost Tattoo von der Fassade zu entfernen, aber mittlerweile sind wir uns gar nicht mehr so sicher – der Name gehört so sehr zu diesem Ort!“
Für Raoul und Batista ist die Eröffnung eines Cafés ein neues Abenteuer, das sie mit Leidenschaft und Enthusiasmus angehen. „Wir probieren, tasten uns heran, wagen jeden Tag etwas, das wir vorher noch nie gemacht haben “, gesteht Batista. Das Ergebnis ist ein hybrider Ort, in dem die grüne Welt der Pflanzen und Blumen ein Refugium zum Kaffeegenuss bietet. Zudem werden Produkte made in Luxembourg zum Verkauf angeboten (Gin Opyos, Kerzen von Atelier Virginie, Keramiken von Claire Royer …).
Die beiden Freunde sagen es offen: „Wir machen das nicht wegen des Geldes, sondern um einen Treffpunkt im Viertel zu schaffen, an dem die Menschen eine Pause einlegen können – abgeschirmt von allem anderen.“

Ein Kaktus und ein Cappuccino, bitte!
Vor Ort empfängt Nadjet, gelernte Floristin, die Gäste und berät sie. „Meist kommen die Leute für einen Kaffee, gehen aber auch mit einer Pflanze wieder nach Hause. Jedenfalls – sobald sie den Ort entdeckt haben, kommen sie wieder, um bei uns Blumen zu kaufen.“
Das Interieur ist tatsächlich ein wahres Paradies für Pflanzenliebhaber: üppige, dickfleischige, hängende, stachlige Pflanzen, in Terrakotta-, Papier- (wasserfesten) oder bunten Töpfen – vom Boden bis fast zur Decke ist das Café voller Grün. Mit einer kleinen Auswahl an Schnittblumen können die Gäste auch ihren eigenen Strauss zusammenstellen. Im Sommer fanden hier Blumen-Workshops statt, die Batista dank Nadjets Präsenz als Floristin auch künftig fortsetzen möchte.
„Meine Aufgabe hier ist es, mich um die Pflanzen zu kümmern und die Kunden zu beraten“, erklärt Nadjet, die außerdem zusammen mit einem Barista und einer weiteren Mitarbeiterin Getränke und Gebäck serviert.

Trendgetränke und süße Snacks
„Für unseren Kaffee haben wir Feierboun Coffeeroasters gewählt, denn abgesehen von seiner hervorragenden Qualität wird er in Luxemburg geröstet – und das war uns sehr wichtig.“
Neben Kaffee und Matcha hat das Holy Ghost Garden bereits eine treue Kundschaft, die den „Ube Latte“ liebt – ein violettfarbener Wurzelknollen, in heißer Milch aufgegossen, das Trendgetränk in den sozialen Netzwerken. „Seit wir dieses Getränk anbieten, ist es ein voller Erfolg. Wir verwenden reines Ube-Pulver von Ranieri Tea, das mit etwas Luxemburger Honig köstlich schmeckt.“
Für die süßen Genüsse gibt es eine Auswahl an Kuchen, die von Yolande Coop (einer Kooperationswerkstatt) zubereitet werden, sowie Karottenkuchen oder Käsekuchen von sorgfältig ausgewählten lokalen Produzenten. „Unser Ziel ist nicht, unser Angebot durch mehr Speisen zu erweitern – wir sind in erster Linie ein Café, das Pflanzen verkauft. Aber es ist wichtig, dass unsere Gäste eine kleine Auswahl haben, wenn sie sich bei uns niederlassen“, erklärt Batista. Daher suchen die Freunde auch nach einem kleinen Sortiment an herzhaften Snacks für die Angestellten der Cité Judiciaire und der Umgebung, die mittags vorbeikommen.
Mit einer schönen Terrasse im Hinterhof ist das Café zudem ideal für eine Pause fernab des städtischen Lärms. Ein blühendes Refugium, das es zu entdecken gilt.
Holy Ghost Garden
8 Bvd Franklin Roosevelt
L-2450 Luxemburg