Seit dem 1.Dezember 2024 ist „Beim Struwweltëntert“ in Tuntange der neue Treffpunkt für die Anwohner der Gemeinde Helperknapp. Auf rund 400 Quadratmetern vereint das Haus drei Funktionen: eine Küche mit hochwertiger bistronomischer Karte, ein Café, das für unkomplizierte Mahlzeiten und Kaffee oder ein Bierchen zwischendurch gedacht ist, und eine kleine Epicerie, die den Fokus auf regionale und hochwertige Produkte setzt.
Die Idee, in Tuntange wieder einen Ort für Begegnung zu schaffen, stand schon viele Jahre im Raum. Früher gab es hier mehr Kneipen als Einwohner, doch nach und nach verschwand diese Kultur. 2018 kaufte die Gemeinde Helperknapp schließlich das Erdgeschoss eines Neubaus im Ortskern, um Platz für ein Lokal zu schaffen, das mehr sein sollte als nur ein Restaurant. Nach intensiven Diskussionen, Abstimmungen im Gemeinderat und nicht zuletzt einem beträchtlichen finanziellen Aufwand von rund 1,8 Millionen Euro nahm das Projekt Gestalt an. Getragen wird es von der Genossenschaft Coreca, hinter der Jacques Hoffmann, Christophe Kremer und Joran Diderot stehen.


Der Struwwelkoch
Herz und Seele des „Struwweltëntert“ ist Joran Diderot, der täglich vor Ort ist und in der Küche dafür sorgt, dass alles rundläuft. Seine Ideen und sein Idealismus prägen das Haus in besonderer Weise. Ursprünglich studierte er Mathematik, doch bald zog es ihn in die Gastronomie. „Eigentlich wollte ich schon als Kind Bäcker werden“, erinnert er sich. Nach dem Studium arbeitete er mehrere Jahre in Pariser Restaurants. Eine klassische Kochausbildung absolvierte er nie – er stieg direkt ins Küchenleben ein. Durch praktische Erfahrung, viele Versuche und intensive Lektüre entwickelte er nach und nach seine eigene Haltung zum Kochen.
Die Grundlage bilden vier Prinzipien: regional, saisonal, bio – und vor allem sorgfältig in der Qualität. „Um es mit Tina Turner zu sagen: Simply the Best. Ich möchte gutes, ehrliches Essen anbieten, das ist mir das Wichtigste“, sagt Diderot. Vorgefertigte Produkte kommen nicht auf den Teller: „Wir machen alles selbst – Einlegen, Fermentieren, alles. Sobald etwas industriell verarbeitet ist, verliert es einen Teil seiner natürlichen Eigenschaften. Das betrifft nicht nur die Nährstoffe, das merkt man auch im Geschmack.“

Für seine Küche arbeitet er mit einer kleinen Auswahl an Produzenten aus der Umgebung zusammen. Das Gemüse kommt von Legumina in Bissen, Terra vom Eicherfeld, Krautgaart in Steinfort, dem Biohof Kleer in Elvange und dem Beschhaff in Lintgen. Letzterer wird von einem Freund betrieben: „Ich bin in Lintgen aufgewachsen. Ein Freund von mir startete dort nebenbei dieses Gartenprojekt, mit ihm arbeite ich von Anfang an zusammen.“ Alle Produzenten sind auch auf der Speisekarte aufgeführt. „In meinem Konzept spielen sie eine wichtige Rolle – deswegen sollen sie dort auch genannt sein.“
Sauerteig und Saisongemüse
Das Menü besteht stets aus vier Vorspeisen, vier Hauptgängen und vier Desserts, die stets dem Saisonangebot angepasst werden. „Bei den Desserts versuchen wir immer, eine vegane Option einzubauen“, erklärt Joran. „Besonders am Herzen liegen mir jedoch die Beilagen. Mich fasziniert, wie viel man aus einem einzelnen Gemüse herausholen kann – das möchte ich den Gästen zeigen.“ So gibt es bei den Vorspeisen immer ein Gericht, das ein Saisongemüse in allen Facetten präsentiert. Bei unserem Besuch am Ende des Sommers war es die „Découverte de l’aubergine dans tous ses états“, zum Herbstbeginn dürfte dann der Kürbis folgen. Ein weiteres Highlight das hausgemachte Sauerteigbrot: frisch gebacken, als Beilage, Burger-Bun oder zum Mitnehmen. Stammgäste holen es sich inzwischen regelmäßig für zu Hause ab.



Wer mit Joran spricht, merkt schnell: Er ist ein Idealist, der keine Kompromisse macht. Dass ein solches Konzept an einem eher ländlichen Standort etwas Anlaufzeit braucht, ist eine Tatsache – für ihn jedoch der einzig richtige Weg. Der Struwweltëntert ist damit weit mehr als nur ein lokaler Treffpunkt für die Bewohner der Gemeinde. Er ist (noch) ein Geheimtipp für alle, die bewusstes und sorgfältig zubereitetes Essen zu schätzen wissen. Eine Reise nach Tuntange lohnt sich deshalb auch auf jeden Fall für Gäste von weiter her.
Alltagsgeschäft mit Anspruch
Zwar ist das Restaurant der Kern, aber zum Konzept gehört auch ein Café, das mit einfacheren Gerichten wie Burgern, Hot-Dogs, Pulled Pork oder Planchas eine unkomplizierte Ergänzung zu einem Humpen oder einem Glas Wein am Abend bietet. Daneben gibt es eine Epicerie, die ein überschaubares, aber durchdachtes Sortiment bereithält, das vor allem durch lokale und hochwertige Produkte überzeugt. Man findet dort frische Grundprodukte wie Eier, Milch und Käse, dazu Pasta, Konserven oder Aufschnitt. Kein klassischer Supermarkt, sondern ein kleiner Laden, der das Nötigste bietet und gleichzeitig ein Stück Nähe zu Produzenten schafft.

Beim Struwweltëntert
1, rue de l’École
L-7461 Tuntange
Dienstag – Freitag: 11:00 – 22:00 Uhr
Samstag: 09:00 – 22:00 Uhr
Sonntag: 09:00 – 18:00 Uhr
Montag: geschlossen