Cafe Portrait: Ancien Cinéma

Einige Orte haben eine ganz besondere Geschichte zu erzählen. Das Ancien Cinéma in Vianden ist einer von ihnen. Das Kino wurde in den 80er-Jahren geschlossen und wurde 2005 von Maciej Karczewski aus seinem Dornröschenschlaf erweckt. Spulen wir zurück zum Anfang der Geschichte.

Ein Pole in Vianden

Die Geschichte des heutigen Cafés beginnt, als Maciej Karczewski es 2005 kauft. „Ich habe mich sofort in das Gebäude verliebt“, erzählt er. Der aus Polen stammende Maciej hatte jedoch weder Erfahrung mit Kinos, noch mit Cafés. „Im Dorf haben wir uns gefragt, ob er vielleicht verrückt ist, weil das Gebäude so alt war und schon so lange leerstand“, erinnert sich Heng Schammel, der seit diesem Jahr das Café leitet.

Unrecht hat er nicht. Das Kino wurde in den 30er-Jahren im Hinterzimmer eines Elektrogeschäfts eingerichtet. Die letzte Vorstellung fand in den 80er-Jahren statt. Danach blieb nur das Bistro des Kinos bis zum Anfang der 2000er-Jahre geöffnet.


Das Interieur besticht mit einem Vintage-Ambiente. Maciej hat sich alles liebevoll auf Hunderten von Trödelmärkten zusammengesucht. Einige Kinositze aus Holz und Velours aus dem damaligen Kino erinnern an die Vergangenheit dieses Ortes. Die Leuchter, die über der Bar hängen, hat Maciej derweil im Keller gefunden. Mit ihnen hat ein weiteres Stück Geschichte Einzug gehalten: „Sie waren ursprünglich rund um das Schloss (Anm. d. Red.: von Vianden) aufgestellt und man kann sogar Einschusslöcher darin sehen.“

Ein Kulturort mit vielen Gesichtern

Das Café war schon seit seiner Eröffnung als Ort der kulturellen Begegnung vorgesehen. „Unser erstes Event fand im Rahmen des BicherFest 2007 statt.“ Heute veranstaltet das Ancien Cinéma rund 80 Events pro Jahr, von Kunstausstellungen über Lesungen und Theaterstücken hin zu Jazzkonzerten.

Maciej liegt es auch am Herzen, eine Brücke zwischen Ost- und Westeuropa zu schlagen. „Wir sind eine künstlerische Kooperationsplattform, auf der bei 30 speziellen Veranstaltungen pro Jahr West und Ost aufeinandertreffen“, erklärt er. Das Ancien Cinéma ist auch zudem Co-Organisator des CinEast Festival, in dessen Rahmen Filmvorführungen in Vianden stattfinden.

Café, Bistro, Zufluchtsort

Das Ancien Cinéma ist auch der perfekte Ort, um bei einem Kaffee oder Bier zusammenzukommen. „Wir haben Stammgäste, die jeden Tag kommen, sobald wir öffnen. Auch Touristen kehren bei uns ein, und die Kunden, die einen Film oder eine Ausstellung ansehen, bleiben meist noch für ein Gläschen“, erzählt Heng,

der seit Januar mit großer Begeisterung die Leitung des Cafés übernommen hat. Maciej, der sich auf das Kulturangebot konzentrieren wollte, suchte nach einer Unterstützung für das Café. Die Wahl fiel auf den aus Vianden stammenden Heng, der bereits als Sänger auf der Bühne des Ancien Cinéma stand.

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„Bei uns steht Lokales im Mittelpunkt. Es kommt gar nicht infrage, einem Touristen Heineken zu servieren. Bei uns kommt ein Simon auf den Tisch“, sagt er stolz. Tees von Téi vum Séi, Biere der Brasserie Simon, Backwaren aus der benachbarten Bäckerei und Kaffee von Collette, einem Coffee Shop, der kürzlich in derselben Straße eröffnet hat. Die Gerichte, die serviert werden, werden in der Küche des benachbarten Kebab-Ladens zubereitet. „Wir arbeiten schon seit Ewigkeiten zusammen.“

Auch für Familien ist bestens gesorgt: Die Kleinen erwarten zahlreiche Bücher und Spiele, und nachmittags werden Zeichentrickserien auf dem Großbildschirm übertragen. So können sich die Eltern eine Pause gönnen.

Das Ancien Cinéma ist ein Zufluchtsort zum Wohlfühlen, ein Ort voller Geschichte, aber auch — dank der Leidenschaft der beiden Betreiber — ein Ort mit Zukunft.

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