Domaine Cep d’Or: Wie der Vater, so die Tochter

Im Dorf Hettermühle, das hoch oben über der Mosel thront und verträumt auf die deutschen Weinberge am gegenüberliegenden Ufer blickt, liegt die Domaine Cep d’Or. Dieses Luxemburger Weingut wird von Jean-Marie Vesque und seiner Tochter Lisa geleitet, die uns zu einer Stippvisite empfangen.

Fotos: Ramunas Astrauskas

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Ein ambitioniertes Projekt

Wir schreiben das Jahr 1994. Jean-Marie Vesque arbeitet, wie schon sein Vater vor ihm, als Winzer für die Kooperative Domaines Vinsmoselle. Doch sein Wunsch ist es, seinen eigenen Wein zu produzieren. Und so kauft er 10 Hektar Weinberge in Stadtbredimus, reißt die alten Weinstöcke aus und pflanzt seine ersten eigenen Rebsorten. „Er musste ganz von vorne anfangen“, erinnert sich seine Tochter, die damals gerade einmal drei Jahre alt war. Selbst im Bereich Wein zu arbeiten, kam für sie lange Zeit nicht infrage. „Doch dann kam ich auf den Geschmack“, verrät die Winzerin, die seit rund 10 Jahren an der Seite ihres Vaters Wein bereitet.

Seit ihrer Gründung vor 30 Jahren hat sich die Domaine von 10 auf 20 Hektar vergrößert. „Unsere Crémant-Produktion nahm schnell Fahrt auf. Und da mein Vater Crémant schon immer sehr lange auf Latten gereift hat, brauchten wir einen größeren Lagerraum“, erklärt Lisa. „Das war beim Bau des Anwesens nicht vorgesehen worden, denn die Produktion von Crémant stand in Luxemburg gerade erst am Anfang, und niemand wusste, wie sie sich entwickeln würde.“ Crémant macht heute 45 % der Produktion der Domaine aus.

Daher wurde 2005 ein Nebengebäude gebaut. Um den Besuchern ein noch besseres Erlebnis zu bieten, wurden ein Weinladen, ein Verkostungsraum und eine Weinbar eingerichtet. „Jeden Tag ist ein Sommelier vor Ort, um sich um unsere Besucher zu kümmern, und ich bin auch immer in der Nähe“, sagt Lisa.

Ein wegweisendes Weingut

Jean-Marie Vesque war schon immer seiner Zeit voraus. Zusätzlich zu den klassischen Rebsorten wie Pinot Gris und Riesling hat er in den 90er-Jahren Neuland betreten und Pinot Noir und Chardonnay gepflanzt. „Das machte man in der Champagne, aber nicht hier. Er war der Erste, der das in Luxemburg gemacht hat“, erklärt seine Tochter. Cep d’Or stellt auch einen Muskat Ottonel her, eine Rarität in Luxemburg, die bei der Kundschaft hoch in der Gunst steht.

Doch das ist längst nicht das einzige Projekt des leidenschaftlichen Winzers. Als er die „Cuvée 36″ aus der Taufe hob — der Name spielt auf eine Lattenreifung von 36 Monaten an —, war er einer der wenigen Winzer, der seinen Crémant so lange reifen ließ. Heute ist dies zur Norm geworden. „Er hatte schon immer seine eigene Vision. Und seinen eigenen Wein zu produzieren, war der einzige Weg, um sie umzusetzen“, verrät uns Lisa.

Sein Innovationsbestreben brachte ihn 2015 dazu, drei Rebsorten anzubauen, die gegen kryptogamische Krankheiten resistent sind. „Da diese Rebsorten weniger chemische Behandlungen benötigen, haben wir uns auch dazu entschieden, diese Parzellen als bio zertifizieren zu lassen“, erklärt Lisa weiter.

Eine Umstellung auf 100 % biologischen Anbau würde sie zwar reizen, jedoch hat sie einige Bedenken. „Es müsste arbeitsmäßig machbar bleiben. Die ökologische Landwirtschaft ist etwas anspruchsvoller, und wir müssten unsere Arbeitsmethoden anpassen.“ Der Wille ist also da, ob die Familie Vesque aber tatsächlich diesen Schritt wagt, bleibt abzuwarten.

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Ein konstruktiver Dialog

Auf die Frage, ob es einfach ist mit dem eigenen Vater zusammenzuarbeiten, gibt Lisa mit einem Lächeln zu, dass zwar nicht immer alles rosig ist, sagt aber: „Ich habe einen sehr aufmerksamen Vater, der sich die Zeit nimmt, alles zu verstehen, ehe er seine Meinung abgibt. Manchmal gibt er mir sein OK, schlägt aber eine andere Vorgehensweise vor — eine, an die ich selbst nicht gedacht hätte!“ 

So hat ihr Vater ihr aufmerksam zugehört, als sie vorschlug, eine neue Rebsorte für ihre Crémants zu pflanzen, die viel im Elsass angebaut wird, nicht aber hier: Meunier. „Wir sind gemeinsam in die Champagne gefahren, um uns dort mit den Winzern auszutauschen. Als vor zwei Jahren eine Flurbereinigung in Stadtbredimus durchgeführt wurde, haben wir die Chance genutzt und diese Rebsorte angepflanzt.“ Aufgrund unzureichender Erträge musste die Ernte des vergangenen Jahres zwar mit einem Pinot Noir verschnitten werden, aber Lisa ist dennoch zufrieden. „Es ein guter Grundwein, der sich durch seinen Geschmack hervorhebt. Ich hoffe, dass wir ihn dieses Jahr ohne Verschnitt produzieren können.“

Es ist ganz offensichtlich, dass der ständige Dialog zwischen Vater und Tochter das Geheimnis ihrer besonderen Arbeitsbeziehung ist. Ein Dialog, der noch weitergeführt werden wird, denn Jean-Marie Vesque hat seinen Traum von Wein noch lange nicht ausgeträumt. „Er wird vielleicht einen Gang zurückschalten, aber er wird niemals ganz aufhören, und das passt mir sehr gut“, sagt Lisa. Die Zukunft von Cep d’Or, so scheint es, ist gesichert.

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