KACHEN Testet: Rico

In unserer neuen Rubrik „KACHEN testet“ nehmen wir unangekündigt Restaurants unter die Lupe, die momentan im Trend liegen. Am Donnerstag, den 25. Juli, hat unser Journalist Charel Heinen das neue Fisch- und Meeresfrüchterestaurant „RICO“ in Luxemburg-Stadt ausprobiert und berichtet von seiner Erfahrung.

Ich liebe Fisch und Meeresfrüchte. Immer, wenn ich in den Urlaub ans Meer fahre, suche ich bereits im Vorfeld nach den besten Seafood-Restaurants, und dann landen bei mir von morgens bis abends ausschließlich Meeresbewohner auf dem Teller.

Da wir hier in Luxemburg keine Küste haben, steht frischer Fisch, abgesehen von unseren Süßwasserforellen, leider nicht an der Tagesordnung. Umso überraschter war ich, als ich erfuhr, dass kürzlich in der Stadt ein Restaurant eröffnet hat, das sich ausschließlich auf Meeresspezialitäten spezialisiert hat. Die Bilder und Reviews im Netz sahen vielversprechend aus, weshalb „RICO“ seitdem auf meiner Bucket-List an oberster Stelle stand.

Vergangenen Donnerstag ergab sich dann endlich eine gute Gelegenheit, um diesen Punkt in Angriff zu nehmen.

Frisches aus dem Ozean

Die Reservierung über die Webseite ging schnell und einfach, wäre aber schlussendlich nicht nötig gewesen, denn als wir an diesem Donnerstagabend kurz vor 20:00 Uhr ankamen, war nicht besonders viel los.

Das Restaurant ist modern und geschmackvoll eingerichtet, das Herzstück ist die offene Küche. Da es angenehm schwül war, entschieden wir uns, draußen an einem der kleinen Tische zu sitzen. Zwar verpassten wir dadurch die Chance, den Köchen bei der Arbeit zuzusehen, aber das hohlen dann wir beim nächsten Mal nach.

Zum Hinsetzen hatten wir nicht viel Zeit, denn der Kellner stand rasch bereit und bot uns an, ihm nach drinnen zu folgen, um uns die Fischtheke zu präsentieren. Hier lagen frisch auf Eis präsentiert die Stars des Abends: Oktopus, Kalamar, frische Austern und Miesmuscheln, die Hummer zappelten noch — ein untrügliches Zeichen für Frische, das einem geradezu ins Gesicht springt. Beim Fisch war das Angebot überschaubar, aber erlesen: Streifenbarbe, Seebarsch, Seezunge und Steinbutt — eine regelrechte Symphonie des Meeres. Der Kellner, der sein Handwerk verstand, nahm sich die Zeit, uns das gesamte Repertoire detailliert zu erläutern und uns die Zubereitungs- und Kombinationsmöglichkeiten zu erklären. Da stand man wirklich vor einer schweren Entscheidung. Bezahlt wird hier übrigens nach Gewicht, je nach Budget oder Hunger kann man sich genau die Produkte auswählen und abwiegen lassen, die man möchte.

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Als Vorspeise entschieden wir uns schlussendlich je für zwei Carabiniero-Shrimps, roh serviert, und zwei gegrillte Garnelen. Für den Hauptgang wählten wir den gegrillten Steinbutt in Buttersauce.

Qualität im Fokus

Zurück an unserem Tisch galt es dann noch, den passenden Wein auszuwählen. Die Weinkarte ist überschaubar, aber gut aufgestellt: Ein paar Italiener, ein paar Spanier und Franzosen und sogar ein Kalifornier. Außer einem Crémant gibt es jedoch keine luxemburgischen Weine, was etwas schade ist. Auf Empfehlung des Kellners hin nahmen wir eine Flasche Grünen Veltliner vom Weingut Bründlmayer, der mit seiner Leichtigkeit und dezenten Säure eine hervorragende Ergänzung zum Menü war. Österreichische Weißweine findet man hierzulande ja eher selten, weshalb ich positiv überrascht war, hier einen genießen zu können.

Zunächst gab es ein lauwarmes Baguette mit herrlicher Butter, und recht zügig kam auch schon die Vorspeise: Die rohen Carabinieros waren schlicht präsentiert, einfach mit etwas Olivenöl, Pfeffer und Fleur de Sel gewürzt und mit einer Zitronenspalte zum Abschmecken. Kein Schnickschnack, keine unnötige Deko oder Beilagen. Mehr braucht es nicht, hier steht das Produkt und sein Geschmack im Vordergrund, und das überzeugt auf ganzer Linie. Auch die gegrillten Garnelen waren vorzüglich, mit etwas Knoblauch mariniert und dem Holzkohlearoma verfeinert. Aber die Carabinieros stahlen hier klar die Show.

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Dann war es auch schon Zeit für das Highlight: den gegrillten Steinbutt, frisch vom Grill, vor unseren Augen filetiert und serviert in einer herrlichen Butter-Zitronensauce. Dazu gab es hausgemachten Kartoffelbrei und gegrillte Zucchini. Nichts lenkte vom Hauptprodukt ab, sondern unterstrich es perfekt. Ebenso einfach wie köstlich. Ich wiederhole mich, aber hier hat man wirklich verstanden, worauf es bei der Zubereitung von guten Meeresspeisen ankommt: Das Produkt muss frisch und von hoher Qualität sein, und gekonnt zubereitet werden. Das ist auch schon die ganze Miete.

Zum Abschluss gab es noch einen sehr guten Limoncello aufs Haus — ein durch und durch gelungenes Abendessen.

Fazit

Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass wir in unserer Hauptstadt jetzt eine neue Hochburg für Meeresspezialitäten haben. RICO ist ein absoluter Gewinn für die immer weiterwachsende und vielfältiger werdende kulinarische Szene hier. Für mich persönlich hat es sich schon einen Platz unter meinen Lieblingsrestaurants erobert.

Wenn man an einem schwülen Sommerabend auf der kleinen Terrasse sitzt und dabei die herrlich frischen Gerichte bei einem guten Glas Wein genießt, dann kann schnell etwas Urlaubsfeeling aufkommen. RICO ist ein Liebhaberrestaurant, aber nicht unbedingt etwas für jedermann. Das Menü ist kompromisslos auf Fisch ausgerichtet, ohne Ausweichmöglichkeiten. Kein Steak für die Karnivoren unter uns und auch keine vegetarischen Alternativen. Wenn man seine Truppe für einen Besuch hier zusammenstellt, sollte man sich dessen bewusst sein. Wer keinen Fisch isst, kommt hier leider nicht auf seine Kosten. Apropos Kosten, man sollte sich auch darüber im Klaren sein, dass Qualität nunmal ihren Preis hat. Hierher sollte man vielleicht nicht sein erstes Date einladen, wenn man gerade knapp bei Kasse ist. Aber für Fans von frischen und perfekt zubereiteten Meeresspezialitäten, die bereit sind, für ein hervorragendes Mahl etwas tiefer in die Tasche zu greifen, ist es ein absolutes Must-Do!

RICO

15 Rue Louvigny

L-1946

Ville-Haute Luxembourg

Titelbild: RICO

Bilder: Charel Heinen

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