Marriott übernimmt Hotel Alfa – Neustart für ein Luxemburger Original

Das ehemalige Hotel Alfa wurde nach jahrelangem Umbau unter dem Namen Luxembourg Marriott Hotel Alfa neu eröffnet. Für Marriott ist es der erste Standort im Großherzogtum. Das Haus selbst bringt fast ein Jahrhundert Geschichte mit.

Das Gebäude gegenüber dem Luxemburger Hauptbahnhof wurde 1932 als Hotel Alfa eröffnet und war jahrzehntelang ein gesellschaftlicher Treffpunkt. Hier fanden Jazzabende, Modenschauen und historische Begegnungen statt. Während der Ardennenschlacht 1944 diente es als Unterkunft für amerikanische Generäle wie Patton und Eisenhower. Nach dem Krieg blieb es Hotel, geriet jedoch zunehmend in die Jahre. Seit 1991 steht das Gebäude unter Denkmalschutz – eine Nutzung für andere Zwecke ist ausgeschlossen. Mit der Aufnahme in das Portfolio von Marriott erhält es nun eine neue Funktion als Markenbotschafter der internationalen Kette – bleibt aber seiner Geschichte und der Verbindung zur Luxemburger Stadt treu.

Architektur mit Auflagen

Die Wiedereröffnung war ein architektonischer Kraftakt. Seit seiner Einstufung als nationales Kulturerbe 1991 durfte das Gebäude nicht anderweitig genutzt werden. Zahlreiche historische Elemente mussten erhalten bleiben – darunter die originale Fassade, Stuckarbeiten, Art-déco-Leuchten und Mobiliar. Die Innenarchitektin Iria Degen entwickelte ein Konzept, das auf Kontraste verzichtet. Stattdessen wurden vorhandene Materialien und Formen integriert: Metallrahmen, Zickzack-Böden, Glaslamellen und geschwungene Linien in der Möblierung greifen die gestalterischen Motive der Dreißigerjahre auf.

Ergänzt wird das Ensemble durch Arbeiten lokaler Künstler. Im Zentrum stehen vier großformatige Gemälde von Julien Lefèvre, Sohn des ursprünglichen Hotelgründers. Sie thematisieren die Regionen Luxemburgs – nicht als Dekor, sondern als gestalterischer Ankerpunkt, der ebenfalls in das Farbschema und die Raumstruktur der Hotelzimmer eingeflossen ist.

Gastronomie mit lokalem Anspruch

Mit der Brasserie Alfa kehrt auch ein gastronomisches Konzept zurück, das vielen Luxemburgern noch aus ihrer Jugend vertraut sein dürfte. Auf der Karte stehen klassische Gerichte wie poireaux vinaigrette oder confit de canard – teils modernisiert, teils bewusst traditionell belassen. Auffällig ist die Nähe zur französischen Bistroküche, ergänzt durch luxemburgische Zutaten und Produkte.

Die Einrichtung folgt auch hier der Linie des Hauses: viel Holz, durchbrochen von Glasflächen und Messingdetails. Die Decke mit ihren Art-déco-Kuben stammt aus der Originalzeit, ebenso wie die Wandlampen. Zwei Private-Dining-Räume schaffen Rückzugsorte, während die große Bar an die gesellschaftlichen Abende vergangener Jahrzehnte erinnert.

Räume mit Varianten

Das Hotel verfügt über 153 Zimmer in unterschiedlichen Konfigurationen, 31 davon als Suiten. Auffällig ist die Entscheidung gegen Teppichböden – zugunsten von Fischgrätparkett, das auch in der Lobby verwendet wurde. Farblich dominieren Petrol, Oliv und ein gedecktes Rosé. Zahlreiche Designelemente wurden eigens für das Haus angefertigt – von Möbeln über Leuchten bis hin zum Porzellanservice, der in Zusammenarbeit mit Jacques Schneider und der Firma RAK entstand.

Künstlerische Akzente setzen sechs Motive zweier junger luxemburgischer Künstler, die in den Zimmern rotieren. Auch im sogenannten M Club (nicht zu verwechsln mit dem ehemaligen Nachtclub in Hollerich!), der Gästen mit Marriott-Status vorbehalten ist, finden sich Arbeiten aus dieser Reihe. Technisch entspricht die Ausstattung internationalem Standard – WLAN, Streaming, kabelloses Laden –, jedoch in einem Umfeld, das deutlich stärker auf Ästhetik und Haptik fokussiert als in üblichen Boutique-Hotels.

Ein Ort mit Geschichte

Die Hotelleitung betont in Gesprächen, dass die Geschichte des Hauses kein bloßer Marketingfaktor sei. Vielmehr sei sie ständiger Referenzpunkt. Eine historische Aufnahme Winston Churchills hängt ebenso im Gebäude wie Bilder von Herzogin Charlotte, die hier einst Geburtstage feierte. Der neue Eigentümer versteht das Gebäude als langfristige Investition – nicht nur wirtschaftlich, sondern auch kulturell. Die Vergangenheit des Hauses soll künftig durch Publikationen und Veranstaltungen sichtbarer gemacht werden.

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