Im Norden des Großherzogtums befindet sich eine Stadt mit einer außergewöhnlichen Geschichte. Einer Geschichte, die stolz über Kulturpfade, Monumente und Museen erlebbar gemacht wird. Um diese „Hauptstadt der Ardennen“, wie sie liebevoll genannt wird, zu erkunden, sind gute Schuhe vonnöten, denn in Wiltz geht es bergauf!
Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Wiltz aufgrund der schrecklichen Kämpfe, die sich 1944/45 nur 6 km entfernt am strategisch gelegenen Schumannseck zugetragen hatten, als „Märtyrerstadt“ bekannt. Die Bevölkerung hatte den Besatzern stolz die Stirn geboten (auch während des Streiks von 1942, aber dazu später mehr). Um an diese dunkle Zeit für die Stadt und das Land zu erinnern, wurden zahlreiche Monumente errichtet. Im Museum der Ardennenschlacht können die Besucher den Alltag der Soldaten und der Bevölkerung hautnah erleben. Auch wird auf die amerikanischen Soldaten eingegangen, die 1944 lange Wochen vor Ort waren. Darunter die Geschichte eines amerikanischen Soldaten, der als Nikolaus verkleidet durch die Straßen ging und Süßigkeiten an die Kinder verteilte.
Das Bierbrau-Erbe der Stadt erzählt derweil eine fröhlichere Geschichte. Dieses Jahr feiert die Brasserie Simon ihr 200-jähriges Bestehen. Gegründet wurde sie 1824 von einem Gerber, von denen es damals so einige in Wiltz gab. Seit fünf Generationen ist die Brauerei ein Familienunternehmen mit rund zwanzig Angestellten, die größtenteils aus Wiltz selbst stammen. Die Weizenbiere Okult oder Ourdaller stehen bei Bierliebhabern hoch in der Gunst und sind in vielen Bars des Landes zu finden.
Im Schloss lädt ein Museumsbereich dazu ein, mehr über die Geschichte der Brasserie Simon sowie andere Luxemburger Brauereien zu erfahren. Zu sehen sind Werbeplakate, Gläser, Zapfanlagen. Zu allem gibt es anschauliche Erklärungen. Auch ist es möglich, sein eigenes Bier in der Mikrobrauerei des Schlosses zu brauen. Abgeholt werden kann es einen Monat später. Eine fantastische Idee für Ihren nächsten Ausflug mit Freunden!
Vorsicht, Steigung!
Um die Stadt zu erkunden, bietet es sich an, das Auto auf einem der öffentlichen Parkplätze abzustellen. Zwei Kulturpfade, einer in der Oberstadt, der andere in der Unterstadt, werden vom Fremdenverkehrsamt angeboten. Hier ist Sportlichkeit gefragt, denn die steilen Straßen der Stadt verlangen Besuchern einiges ab.
Vom Campingplatz Kaul aus sind sie schnell am ersten kulturellen Highlight, der Skulptur von Michel Rodange und seinem berühmten Reenert (sozu- sagen das Pendant zum deutschen Reineke Fuchs). Denn hier in Wiltz hat der Luxemburger Dichter sein bekanntestes Werk verfasst. Wenn Sie sich umschauen, sehen Sie auf einem Hügel oberhalb der Stadt das nach dem Krieg errichtete Denkmal Unserer Lieben Frau von Fatima, zudem alljährlich im Mai Tausende vorwiegend portugiesische Gläubige pilgern.


Ein wenig höher führt der Weg zum Platz des Nationalen Streikdenkmals. Das 23 Meter hohe Monument erinnert an den Generalstreik der arbeitenden Bevölkerung und Studenten, die Widerstand gegen die Zwangsverpflichtung durch die Nazis leisten wollten. Wer sich die rund 100 Stufen der engen Wendeltreppe hinaufwagt, wird mit einer wunderschönen Sicht über die Stadt belohnt.
Keine Sorge, nun ist der Aufstieg sozusagen geschafft. Wir erreichen den kopfsteingepflasterten Hof des Schlosses Wiltz, wo gleich zwei familienfreundliche Museen zu bestaunen sind.
Der Weg führt uns dann durch die Grand-Rue, um noch etwas weiter oben den Jardin de Wiltz zu besichtigen. Dieses lebendige Kunstwerk erstreckt sich auf 2,5 Hektar und wird vom Personal der geschützten Werkstatt des örtlichen Vereins Coopérations instand gehalten.
Von Wiltz laden zahlreiche Wanderwege zu Entdeckungen ein, darunter zum Beispiel zum Fluss Wiltz, zum Bach Himmelbaach und mitten hinein in die typische Flora der Ardennen (Sentier de la Wiltz). Wer anspruchsvollere Wanderungen bevorzugt, sollte zwischen Clerf, Kautenbach und Wiltz im westlichen Teil des Öslings auf Erkundungstour gehen.
Magisches Wiltz
Wenn es ein Event gibt, das man in Wiltz nicht verpassen sollte, dann sind es die Nuits des Lampions. Auch dieses Jahr (am 20./21. September) werden die verschlungenen, grünen Pfade des Jardin de Wiltz in das Licht Hunderter Lampions gehüllt. Hergestellt werden die Papierlampions von der geschützten Werkstatt Coopérations in Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Künstlern. Eine märchenhafte Nacht unter den Sternen für die ganze Familie.

Im Sommer bietet das Fremdenverkehrsamt zudem themenbezogene Aktivitäten an, die Wiltz von seiner besten Seite zeigen. Zu nennen sind hier die nächtlichen Fackelumzüge. Wer es sportlich mag, kann zu einer Tour mit dem E-Mountainbike aufbrechen, um die Stadt vom Fahrradsattel aus zu erleben, oder an einer geführten „Hike and Like“-Wanderung teilnehmen, bei der das Handwerk der Stadt im Mittelpunkt steht.
Ein weiteres Highlight ist das allsommerliche Festival de Wiltz mit seinen zahlreichen Open-Air-Konzerten, bei denen internationale Stars, wie dieses Jahr Birdy, und andere Gruppen aus ganz Europa auf der Bühne stehen. Seit seiner Gründung im Jahr 1953 finden die Konzerte im Amphitheater im Herzen des Schlosses Wiltz statt, einem Ort, an dem Musik zum Erlebnis wird.
