Gutes Design ist zeitlos — das beweist Rob Vintage, die Vintage-Boutique von Michèle Rob. Was als spontane Idee begann, hat sich zu der Top-Adresse für Vintage-Möbel in Luxemburg entwickelt. Längst sind es nicht mehr nur Sammler oder Architekten, die auf Möbel mit Geschichte setzen.
Die Geschichte von Rob Vintage beginnt eigentlich bereits 1957, als Michèle Robs Vater das erste Designmöbelgeschäft Luxemburgs eröffnete. Der gelernte Schreiner kombinierte seine handwerklichen Fähigkeiten mit seiner Leidenschaft für Design — einige von Nic Robs Kreationen sind heute im Musée National d’Histoire et d’Art zu bewundern.
Auch wenn Michèle zunächst Jura studierte, wurde ihr die Designaffinität quasi in die Wiege gelegt. 1993 übernahm sie das Möbelgeschäft, doch die Idee mit dem Vintage kam erst 2012: Auf der Suche nach einer ausgefallenen Weihnachtsdekoration für das Schaufenster griff sie auf alte Designerstücke aus dem Lager zurück.
Mit den Reaktionen hatte sie nicht im Entferntesten gerechnet — plötzlich meldeten sich zahlreiche Architekten, die die Objekte sofort erkannten, und fragten nach Kaufmöglichkeiten. Doch mit dem Vintage-Markt kannte sich Michèle gar nicht aus. „Bei unserem Möbelgeschäft arbeiten wir mit Lieferanten zusammen, haben klare Preislisten und Kataloge — der Vintage-Markt spielt nach ganz anderen Regeln, da muss man sich erst einmal reindenken!“, erklärt sie lachend. Sie wagte sich trotzdem an die Materie und machte ihre ersten spannenden Deals mit Vintage-Möbeln.


Vintage Wonderland
Der nächste logische Schritt war die Eröffnung eines eigenen Showrooms im September 2012 — im ehemaligen Apartment ihrer Eltern im Obergeschoss des Ladens, in den 1970er Jahren vom Vater eingerichtet. Beim Eintreten fühlt man sich gleich wie in einer anderen Welt. Filmbegeisterte erinnert es vielleicht an ein Set von Stanley Kubrick, Designfreaks an ein kleines Museum. Die Original-Einrichtung, besonders die Küche, wurde weitgehend erhalten und bildet die perfekte Kulisse für die ausgestellten Vintage-Schätze.
„Es war eigentlich offensichtlich“, erinnert sich Michèle an die Umwandlung der elterlichen Wohnung. „Aber manchmal übersieht man das Naheliegendste.“
Ihre Kundschaft beschränkt sich aber längst nicht mehr auf Architekten und Leute aus der Branche. „Zu einem Moment entstand um Vintage ein großer Hype und plötzlich waren alle — ob Jung oder Alt — daran interessiert“, erklärt sie. Während die ältere Generation nostalgische Erinnerungen mit den Möbeln verbindet, entdeckt die jüngere Generation den Zauber einer vergangenen Epoche. Dabei geht es auch nicht allein um den reinen Retro-Charme: Auch Nachhaltigkeitsaspekte spielen eine zunehmend wichtige Rolle. „Was früher gemacht wurde, hat einfach eine viel höhere Qualität als das, was man heute auf dem Markt findet“, betont Michèle. „Die Verarbeitung, die Materialien — das sind Möbel, die Generationen überdauern.“
Die Kundschaft von Rob Vintage ist so vielfältig wie die ausgestellten Möbel selbst. Die meisten Kunden suchen gezielt nach besonderen Stücken — etwa einem Regal von Charlotte Perriand oder dem zeitlosen Lounge-Chair von Eames. „Aktuell habe ich eine Kundin, die nach einem speziellen Perriand-Regal sucht — das ist heute fast nicht mehr zu bezahlen!“, erzählt Rob. Dabei werden die Vintage-Möbel meist als Statement-Pieces in zeitgenössische Einrichtungen integriert. „Nur vereinzelt gibt es echte Vintage-Freaks, die ihre ganze Wohnung damit ausstatten“, erklärt sie. „Die meisten suchen das besondere Einzelstück, das ihrer Einrichtung das gewisse Etwas verleiht.“

Vintage-Mythen ade!
Doch der Boom hat auch seine Schattenseiten. Rob warnt vor dem vermeintlichen Schnäppchen auf dem Flohmarkt — ein Mythos, den noch viele Leute im Kopf haben: „Das ist heutzutage quasi unmöglich, auch hier hat man die Preise der Nachfrage angepasst. Besonders für mich als Händler ist dies gar nicht mehr attraktiv.“
Als einzige beglaubigte Gerichtsexpertin für Designobjekte weiß sie auch um die Gefahr von Fälschungen. „Ein Fake kommt bei mir nicht ins Haus!“, betont sie. Ihr geschultes Auge erkennt sofort, wenn etwa bei einem Tisch nur das Gestell original ist, die Platte aber später ersetzt wurde. „Bei einem möglichen Weiterverkauf lege ich solche Details offen, was sich natürlich im Preis widerspiegelt.“
Auf die Frage, was für sie gutes Design ausmache, hat sie eine klare Antwort: „Es muss in erster Linie funktionell sein. Bei einem Stuhl gibt es beim Komfort keine Kompromisse. Natürlich spielt der Look auch eine Rolle — es muss eine gewisse Symmetrie, eine Eleganz darin sein.“
Die Leidenschaft und die Expertise von Michèle Rob haben sich längst herumgesprochen: Rob Vintage ist heute nicht nur Anlaufstelle für Design-Enthusiasten aus Luxemburg, sondern zieht Sammler und Liebhaber aus der ganzen Welt an. In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit, Qualität und Authentizität hoch im Kurs stehen, scheint das Konzept zukunftsweisender denn je.