Fallen trees in Osaka – Die stille Sprache der Bäume

Im Luxemburger Pavillon der Weltausstellung in Osaka wurde vom 6. bis zum 20. Mai das ebenso beeindruckende wie ambitionierte Kunstprojekt „Fallen Trees“ präsentiert. Die Vision des luxemburgischen Holzbildhauers Pitt Brandenburger verbindet traditionelles Handwerk mit kulturellem und ökologischem Bewusstsein.

Im Zentrum der Ausstellung standen zwei Skulpturen – dem Holunderstrauch und dem Apfelbaum gewidmet –, entstanden in Zusammenarbeit mit Künstlern und Handwerkern aus verschiedenen Disziplinen.

Mit dem Projekt „Fallen Trees“ verbindet Pitt Brandenburger seine zwei großen Leidenschaften: die Begeisterung für das traditionelle Handwerk und die Natur – genauer gesagt, die Bäume. „Bäume sind nicht nur essenziell für unsere Ökosysteme, sondern auch ein zentrales Element unseres kulturellen Erbes“, erklärt Brandenburger. „Mit jeder Skulptur möchte ich eine Geschichte erzählen und das Bewusstsein für den Wert und die Schönheit der Natur stärken.“

Das Projekt „Fallen Trees“ umfasst eine fortlaufende Serie von Skulpturen, die Brandenburger in Kooperation mit verschiedenen Künstlern und Handwerkern kreiert und die aus bereits gefallenen Bäumen gefertigt werden – ohne lebende Bäume zu schädigen. Es betont unsere Verantwortung gegenüber der Natur und nutzt natürliche Ressourcen, um auf die ökologischen und kulturellen Werte heimischer Bäume aufmerksam zu machen.

Kunstwerke zum Entdecken


Die Skulpturen haben anthropomorphe Formen und beinhalten versteckte Elemente – fast wie ein Puzzle. Bei genauerem Hinsehen entpuppen sich blütenartige Gebilde als fein gearbeitete Bürsten, während sich an anderer Stelle ein Musikinstrument unter einer Abdeckung verbirgt. Dieses spielerische Entdecken ist ein zentrales Element des Konzepts, denn in erster Linie geht es Brandenburger darum, Wissen zu vermitteln.

Die Holunder-Skulptur entstand in Zusammenarbeit mit verschiedenen Künstlern und Handwerkern, die spezifische Aspekte des Baumes künstlerisch interpretierten. Ellen van der Woude, eine renommierte Keramikerin, hat beispielsweise Strukturen des Holunders in ihre Keramikarbeiten einfließen lassen. Die Silberschmiedin Birgit Maringer hat Elemente der Holunderblüten in Silber nachgebildet, um die filigranen Details hervorzuheben. Die Tradition, aus den hohlen Ästen des Holunders Flöten herzustellen, wurde vom Flötenbauer Rostislav Žďárský aufgegriffen. Die Filzkünstlerin Carine Mertes fertigte eine Abdeckung sowie die Plattform für die Skulptur.

Die Apfelbaum-Skulptur integriert verschiedene handwerkliche Techniken und natürliche Materialien. Maggy Backes, Expertin für pflanzliche Färbetechniken, färbte mit aus Apfelbaumblättern gewonnenen Pigmenten Stoffe, die in die Skulptur eingearbeitet wurden. Michaela Fedeschin, Bürstenbinderin aus Hannover, steuerte handgefertigte Bürsten mit Griffen aus Apfelbaumholz bei. Die Textilkünstlerin Carmen Laigre-Vazquez aus Olingen gestaltete einen ergänzenden Quilt.

Meisterhafte luxemburgische Handwerkskunst


Die Präsentation bei der Weltausstellung in Osaka bot diesem facettenreichen Projekt eine Bühne von höchster internationaler Sichtbarkeit. Besucher aus aller Welt entdeckten im Mai die verborgenen Details der Skulpturen und erlebten nicht nur meisterhafte luxemburgische Handwerkskunst, sondern auch eine zeitgemäße Auseinandersetzung mit unserem Verhältnis zur Natur – ganz im Sinne der Tradition der Weltausstellungen, geprägt von Innovationsgeist, Originalität und einem feinen Gespür für die drängenden Fragen unserer Zeit.

Das geheime Leben des Holunderstrauchs

Zur Vertiefung seines pädagogischen Ansatzes veröffentlichte Pitt Brandenburger ein Kinderbuch zur Holunderblüte, das er selbst verfasste. Die Geschichte handelt von einem Jungen namens Theo, der entdeckt, dass – wie es der Volksmund behauptete – Hexen im Holunderstrauch leben. Diese bringen ihm die Vielfalt und Bedeutung des Strauches näher. Die Illustrationen stammen von Iva Mrázková, das Buch wurde von der Buchbinderin Danièle Köller gebunden. „Das Buch soll insbesondere junge Leser ansprechen und ihnen die Bedeutung von Natur und Handwerk näherbringen“, erklärt Brandenburger.

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