Ilario Mosconi – Ein Maestro am Herd

Ilario Mosconi ist eine unbestreitbare Größe der Gastronomieszene des Großherzogtums. Bereits seit 38 Jahren verzaubert er gemeinsam mit seiner Ehefrau Simonetta seine Gäste mit geradezu virtuosen Gerichten.

Ilario Mosconi erblickte am 20. Juli 1957 im charmanten Dörfchen Ponte di Legno in den italienischen Alpen das Licht der Welt — hoch oben, auf 1.250 Metern Höhe, in der Provinz Brescia und in direkter Nähe des Presena-Gletschers. In der Schule stand im Winter Skifahren auf dem Stundenplan. Ein Sport, der für den jungen Ilario zur Leidenschaft wurde. Mit 12 Jahren stieg er ins Skispringen ein. „Mein Trainer war damals der zweifache italienische Meister Giacomo Aimoni“, erzählt der Küchenchef des Restaurants Mosconi voller Stolz. Als Junge wollte er hoch hinaus, träumte davon, Wettbewerbe zu bestreiten. Verwirklichen konnte er dies jedoch nicht. 1970 entschieden sich seine Eltern, nach Luxemburg auszuwandern. „Als wir in Esch-sur-Alzette ankamen, hatte ich keine Freunde, sprach die Sprache nicht, wohnte in einer Wohnung im 4. Stock … Das war für mich unglaublich schwierig. Ich musste mich daran gewöhnen, ohne Natur und ohne Tiere zu leben, ich musste Französisch lernen. Und mit dem Skifahren war auch Schluss.“

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ITALIENISCH MIT DEM GEWISSEN ETWAS

Da zu jener Zeit viele Italiener in Esch ankamen, fand Ilario dann doch schnell Anschluss, aber: „Die Schulbank zu drücken, war nicht meine Sache. Ich brauchte Bewegung, wollte mich nützlich fühlen“, erzählt er. Mit 15 Jahren gab er daher die Schule auf und heuerte als Bedienung im Astro (Anm. d. Red.: heute Hotel Acacia), in der Auberge du Brill und in der Pizzeria Lema an.

Anfang der 1980er-Jahre begann er, mit Simonetta auszugehen, die er bereits seit langer Zeit kannte. Die Hochzeit folgte 1982. Schon damals spielte Gastronomie eine große Rolle für das junge Paar. Die Frischverliebten entdeckten gemeinsam die guten Restaurants der Region. „Nach einer Weile dachten wir darüber nach, selbst ein Restaurant ganz nach unseren Vorstellungen zu eröffnen. Wir wollten es anders machen als die anderen.“

So eröffneten sie 1986 schließlich das Domus am Place du Brill. Als Küchenchef wurde Renato Favaro eingestellt. „Wir versuchten, uns von den anderen Restaurants zu unterscheiden und italienische Spezialitäten anzubieten, die nicht überall zu haben waren.“ Nudeln, Farfalle mit Lachs, Kalbsries mit Steinpilzen, Spaghetti mit Garnelen und roten Johannisbeeren, Ravioli mit Nuss-Sahne-Sauce … Das Paar hatte unendlich viele Ideen und so ließ der Erfolg nicht auf sich warten.

„WIR VERSUCHTEN, UNS VON DEN ANDEREN RESTAURANTS ZU UNTERSCHEIDEN UND ITALIENISCHE SPEZIALITÄTEN ANZUBIETEN, DIE NICHT ÜBERALL ZU HABEN WAREN.“

ILARIO MOSCONI

BESSER SPÄT ALS NIE

Als Küchenchef Favaro das Restaurant 1989 verließ, stellte sich Ilario Mosconi selbst an den Herd. „Ich hatte davor lediglich im Saal gearbeitet. Ich hatte zwar keinerlei Ausbildung, aber Lust, mich in dieses Abenteuer zu stürzen“, sagt der italienische Koch bescheiden. „Ich wurde vom Souschef unterstützt und habe, einfach so, wie ein Commis, angefangen.“

Auf einer ihrer kulinarischen Reisen lernten Ilario und Simonetta den ersten Dreisternekoch Italiens, Gualtiero Marchesi, kennen. Das Projekt der Mosconis war ihm bekannt, und so lud er Ilario ein, Praktika in seinen Küchen zu absolvieren. Dieser nahm begeistert an. „Wir arbeiteten 16 bis 17 Stunden pro Tag. Alle drei bis vier Monate fuhr ich hin. Sobald ich in mein kleines Hotelzimmer zurückkam, direkt gegenüber von dem Restaurant in Mailand, machte ich mir Notizen.“

Und so kam es, dass aus Ilario Mosconi Küchenchef Mosconi wurde. Und dann war da dieser Abend im Jahr 1997, als er gerade eine Glühbirne in einem der Leuchter des Restaurants austauschte und das Telefon klingelte. Am anderen Ende der Leitung waren die Poppelaars vom Manoir Kasselslay in Clerf: „Herzlichen Glückwunsch! Wir haben über Le Plaisir de la Table (Anm. d. Red.: in Belgien) erfahren, dass Sie einenStern im Guide Michelin erhalten haben!“

An diesem Abend herrschte im Domus Feststimmung, auch wenn Simonetta Mosconi noch zurückhaltend war. „Man musste es erst schwarz auf weiß im Guide sehen. Damals gab es noch keine offiziellen Zeremonien so wie heute. Man konnte erst sicher sein, wenn man den Michelin in der Hand hielt.“

VON ESCH NACH LUXEMBURG

Im selben Jahr noch entschieden sich die Mosconis, Esch-sur-Alzette zu verlassen und ein neues Restaurant in Luxem- burg-Stadt zu eröffnen. „Wir hatten alles dafür verkauft. Es blieb uns nur noch das Auto“, erinnert sich Simonetta. Das baufällige Haus, das sie im Grund kauften, musste komplett saniert werden. Nur die Fassaden Richtung Straße und Alzette sollten bleiben. Die Umbauarbeiten dauerten drei Jahre. Ilario Mosconi holt Fotos hervor: Auf einem sieht man seinen professionellen Herd der Marke Molteni. Er hängt in etwa 10 Metern Höhe an einem Kran. „Wir haben ihn von oben in die Küche heruntergelassen, bevor wir das Dach geschlossen haben“, erzählt der Küchenchef.

Im November 2000 war es dann so weit: Das Mosconi, das neue italienische Restaurant im Grund, öffnete seine Türen.

„Unsere Arbeitsphilosophie ist es, immer besser zu werden, konstant Leistung zu bringen und immer die besten Produkte zu finden“, erklärt das Ehepaar. Reisen durch Italien gehören da zum Programm. „Wir kennen all unsere Produzenten und können zu jedem Betrieb etwas erzählen. Zum Beispiel sind in dem Betrieb, von dem wir Corbara-Tomaten beziehen, die wir in Gläser füllen, um sie das ganze Jahr über nutzen zu können, ein Dutzend Personen angestellt. Die Tomaten sind von bester Qualität, kalibriert und werden handverlesen. Selbst bei minimalen Fehlern werden sie aussortiert und zum Beispiel an Pizzerien verkauft. Wir kaufen nichts blind — selbst wenn wir etwas über La Provençale beziehen, handelt es sich um ein Produkt, das wir schon kennen und dessen Qualität von unserer Seite bereits für gut befunden wurde“, erklärt Ilario Mosconi. „Wir sind sogar schon einmal nach Sizilien gereist, um unseren Mandel-, Zitrusfrüchte- und Pistazienzulieferer zu besuchen.“

„UNSERE ARBEITSPHILOSOPHIE IST ES, IMMER BESSER ZU WERDEN, KONSTANT LEISTUNG ZU BRINGEN UND IMMER DIE BESTEN PRODUKTE ZU FINDEN.“

ILARIO MOSCONI

EIN FLÜCHTIGER ZWEITER STERN

Eine minutiöse Arbeit, die perfekt organisiert und von einem Paar geleitet wird, das Hand in Hand arbeitet. Während Ilario seine Gerichte in der Küche komponiert, empfängt Simonetta die Gäste und haucht dem Ort Leben ein. Ein perfektes Zusammenspiel, das 2005 mit einem zweiten Stern belohnt wurde. Ein Ritterschlag für Mosconi, der es dem Restaurant ermöglichte, in den illustren Kreis der Relais & Châteaux und der Grandes Tables du Monde aufgenommen zu werden. „Das hatten wir uns schon immer gewünscht“, sagt Simonetta lächelnd.

Doch 2013 war mit dem zweiten Stern schon wieder Schluss. Über die Gründe haben die Restaurantbesitzer nie etwas erfahren. „Wir haben versucht, mit demselben Eifer weiterzuarbeiten“, so der Küchenchef. Die Mosconis ließen den Kopf nicht hängen und arbeiteten unbeirrt weiter. Und so verlieh der Michelin dem italienischen Restaurant im Grund 2016 erneut einen zweiten Stern … der jedoch 2019 schon wieder entzogen wurde.

Eine große Enttäuschung, doch das Ehepaar ließ sich nicht aus der Bahn werfen. Das prächtige Haus auf Nr. 13, rue Münster war immer noch stolzer Träger eines Sterns und wurde auch mit weiteren Auszeichnungen bedacht. Jüngst wurde Olivier Petit, der bereits seit 20 Jahren in den Diensten des Restaurants steht, vom Gault&Millau als Sommelier des Jahres 2024 geehrt.

Auf die Frage, ob er manchmal daran denke, in Rente zu gehen, antwortet der 67-jährige Küchenchef: „Ja, aber nicht sofort.“ Ändern wolle er vorerst nichts, auch wenn er sich bereits darauf freue, „mehr Zeit für Golf, Tennis und Skifahren“ zu haben. „Und für wunderbare Spaziergänge in den Bergen, mit einem köstlichen lokalen Picknick und einer Flasche Wein im Rucksack“, ergänzt seine Ehefrau.

Doch bis es so weit ist, gibt Ilario Mosconi in seinem Restaurant weiterhin alles. Denn der Maestro der italienischen Küche hat noch einiges in petto.

MOSCONI
13 rue Münster
L-2160 Luxembourg
mosconi.lu

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