Liichtmëssdag — Luxemburgs einzigartige Tradition

Die Laternen leuchten wieder: Am 2. Februar ist Liichtmessdag, eine der ältesten Traditionen Luxemburgs. Wie jedes Jahr ziehen die Kinder des Landes am Nachmittag mit ihren selbstgebastelten „Liichtebengelcher“ von Haus zu Haus, singen das traditionelle „Léiwer Härgottsblieschen“ und sammeln dafür Süßigkeiten und kleine Geldbeträge.

Der Brauch mag auf den ersten Blick an andere bekannte Traditionen erinnern: In Deutschland ziehen die Kinder am 11. November mit Laternen durch die Straßen und singen Martinslieder, in den USA ist das „Trick or Treat“ zu Halloween längst Kult. Doch der Luxemburger Liichtmessdag hat seinen ganz eigenen Charakter: Anders als beim amerikanischen Halloween-Brauch, wo die Beleuchtung keine Rolle spielt, steht hier das Licht im Zentrum der Tradition. Und während die deutschen Nachbarn dem heiligen Martin huldigen, hat Luxemburg mit dem „Härgottsblieschen“ seinen ganz eigenen Heiligen – auch wenn die wenigsten wissen, wer das ist…

„Léiwer Härgottsblieschen“…

Mit diesen Worten beginnt das Lied, das von den Kindern vor jeder Tür gesungen wird. Aber wer oder was wird da eigentlich besungen? Was ist ein „Härgottsblieschen“? Ich kann Ihnen versichern, als Luxemburger, der dieses Lied in seiner Kindheit unzählige male gesungen hat und noch öfter von singenden Kindern vor meiner Tür vernommen, dass weder ich, noch irgendjemand sonst wusste, was ein „Härgottsblieschen“ ist. Aber nun habe ich es herausgefunden!

„Blieschen“ ist nämlich die luxemburgische Koseform für den, zugegeben sehr veralteten Namen „Blasius“ — besungen wird nämlich der heilige St.Blasius, dessen Namenstag am 3. Februar ist. Dieser ist Schutzpatron zahlreicher Handwerksberufe sowie einer der vierzehn Nothelfer, der die Menschen vor Halsleiden, Geschwüren und der Pest schützen soll.

Das wissen zwar heute nur noch die wenigsten, aber das traditionelle Lichtmesslied hat allgemein Inhaltlich nicht mehr sonderlich viel mit der zeitgenössischen Realität des Brauchs zu tun. In dem Lied wird allen Ernstes um „Speck und Erbsen“ gebeten – was die Kinder heute vermutlich dankend ablehnen würden. Denn zum Glück hat sich die Ausbeute mittlerweile deutlich in Richtung Süßigkeiten und Kleingeld entwickelt!

Tradition im Wandel der Zeit

Die moderne Zeit macht auch vor dem Liichtmessdag nicht halt. Während früher ganze Kinderhorden durch die Dörfer zogen, sieht man heute kleinere Grüppchen, die meist in Begleitung von Erwachsenen unterwegs sind. In manchen Maisons Relais wird die Tradition kurzerhand in den Schulkomplex verlegt – da werden dann eben die älteren Schüler beschallt! Und während die Tradition für alteingesessene Luxemburger so selbstverständlich ist wie Bouneschlupp, müssen viele Neubürger erst aufgeklärt werden, was es mit dem ganzen Spektakel auf sich hat.

Die Sécurité routière mahnt übrigens zur Vorsicht: Laternen hin oder her, helle Kleidung und reflektierende Accessoires sind Pflicht. Und an alle Autofahrer: Wenn Sie am 2. Februar unterwegs sind und plötzlich eine Gruppe singender Laternenträger sehen – keine Panik, das ist kein Flashmob, sondern einfach nur Luxemburger Brauchtum in Action!

So bleibt der Liichtmessdag eine der schönsten und einzigartigsten Traditionen des Landes – auch wenn heute LED statt Kerzenlicht leuchtet und die Speck-und-Erbsen-Wirtschaft längst der Gummibärchen-Ökonomie gewichen ist. Hauptsache, die Kinderaugen strahlen mindestens so hell wie ihre Laternen!

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