Der 28. April war ein großer Tag für die luxemburgische Gastronomie! Der Guide Michelin hat seine neuen Auszeichnungen bekannt gegeben — und gleich vier Restaurants aus Luxemburg wurden in den renommierten Guide Rouge aufgenommen. Wir haben die frisch gekürten Küchenchefs einen Tag nach ihrer Ehrung auf der Bühne der Handelsbeurs in Antwerpen gesprochen — darunter auch Cyril Molard, der bereits mit zwei Sternen ausgezeichnet ist und live vor Ort gratulierte.
Louis Linster: Der zweite Stern für das Familienerbe
Der junge Küchenchef Louis Linster wurde mit einem zweiten Michelin-Stern für sein Restaurant Léa Linster ausgezeichnet — und steht damit nun auf einer Stufe mit Cyril Molard, der bislang als einziger 2-Sterne-Koch Luxemburgs galt. Für Louis Linster und seine Familie war es ein zutiefst emotionaler Moment. Die Gastronomie ist im Hause Linster Familiensache — und so teilte er die große Ehre auf der Bühne mit seiner Mutter Léa Linster, die sichtlich gerührt war: „Das schönste Geburtstagsgeschenk aller Zeiten!“, sagte sie während der Zeremonie, die am Tag nach ihrem 70. Geburtstag stattfand.
Obwohl er auf den zweiten Stern hingearbeitet hat, kam die Auszeichnung für Louis Linster überraschender als gedacht. „Ich hatte eigentlich noch nicht damit gerechnet, dass es schon dieses Jahr so weit wäre“, sagt der Küchenchef. Als im Vorfeld bekannt wurde, dass nur zwei Restaurants mit einem zweiten Stern ausgezeichnet würden, stieg bei ihm spürbar die Anspannung: „Da habe ich wirklich Angst gekriegt.“ Umso größer war die Erleichterung, als sein Name schließlich fiel: „Die Freude, als man uns dann angekündigt hat, war riesig.“
Der zweite Stern ist für Linster mehr als eine persönliche Bestätigung — er steht auch für die Tradition des Familienunternehmens: „Ich bin sehr stolz auf die Arbeit, die mein Team und ich investiert haben, aber auch darauf, dass ich den Namen des Hauses ehren kann.“ Immerhin hatte das Haus Linster ganze 38 Jahre lang einen Stern gehalten — nun geht es einen Schritt weiter. In diesem Moment habe er auch an seine Großeltern gedacht: „Die wären mit Sicherheit sehr stolz gewesen.“
Wieder in Luxemburg angekommen wurde die Freude zunächst mit dem ganzen Team geteilt:„Wir haben gestern Abend gemeinsam gefeiert“, erzählt Linster. „Und wir sind alle bereit, nun weiterhin richtig Gas zu geben!“. Die Auszeichnung sei für alle ein riesiger Motivationsschub: „Es gibt wohl kaum etwas Motivierenderes, als zu wissen, dass die eigene Arbeit geschätzt und belohnt wird.“
Gratulationen von Cyril Molard
Cyril Molard ließ es sich nicht nehmen, Louis Linster persönlich zu gratulieren. „Ich habe gerade drei Tage mit ihm in Dubai verbracht — im Rahmen einer Kooperation mit Gault&Millau und RAK Porcelaine — und dann jetzt noch gemeinsam die Zeremonie in Antwerpen erlebt“, berichtet Molard. „Wir konnten uns viel austauschen. Ich habe ihm ein paar Tipps mitgegeben, denn mit zwei Sternen verändern sich die Erwartungen. Es kommen Gäste, die nur testen wollen, ob die Küche den zweiten Stern wirklich verdient. Man muss darauf vorbereitet sein — ohne sich selbst zu verlieren.“
Die beiden planen bereits ein 4-Hands-Dinner: „Das wollten wir schon länger machen — und ich bin sicher, dass da etwas Besonderes entsteht. Es ist eine Begegnung, die mich freut.“
Auf mögliche Gerüchte rund um einen dritten Stern für sein eigenes Restaurant Ma Langue Sourit reagiert Molard mit gewohnter Bescheidenheit: „Einige flämische Kollegen haben mich vor der Zeremonie angerufen und gesagt, sie glaubten, es wäre so weit. Ich bin einfach nur gerührt, dass man überhaupt an mich denkt. In 50 Jahren gab es in Belgien nur neun 3-Sterne-Restaurants — da braucht es Geduld.“
Drei neue Sterne für Luxemburg
Für eine Überraschung sorgte auch Clovis Degrave, der mit seinem Grünewald Chef’s Table erstmals einen Michelin-Stern erhielt. „Diese Küche ist wie eine Geschmacksexplosion am Tresen“, beschrieb es der Guide Rouge. Auf der Bühne war Degrave sichtlich bewegt: „Wir kommen jedes Jahr zur Zeremonie — und jedes Mal halten wir den Atem an. Dieses Jahr ganz besonders, denn wir haben Chef’s Table genau mit dem Anspruch gegründet, Haute Cuisine zu machen.“
Der Stern sei ein bedeutender Sichtbarkeitsschub: „Wir betreiben drei Restaurants und ein Hotel mit 70 Mitarbeitern — so eine Auszeichnung ist Gold wert.“
Die Überraschung aus Echternach
Nur sechs Monate nach der Eröffnung ihres Restaurants in Echternach wurde Archibald de Prince ebenfalls mit einem Stern ausgezeichnet — eine echte Überraschung. „Wir sind ganz ohne Erwartungen hingefahren“, erzählt Rachel de Prince, Gastgeberin und Ehefrau des Küchenchefs. „Als Clovis seinen Stern bekam, haben wir uns total für ihn gefreut — wir sind nicht nur Kollegen, sondern auch Freunde.“
Doch die letzte Umschlag-Öffnung brachte dann die große Emotion: „Als René (Mathieu) den Umschlag öffnete, war für uns überwältigend“, erinnert sich Rachel. Die beiden Köche hatten acht Jahre Seite an Seite gearbeitet, bevor Archibald sich selbstständig machte.
„Wir sind unglaublich stolz auf das, was wir erreicht haben — und sehr dankbar unseren Teams, Familien und Freunden. Wir hoffen, dass Echternach durch diesen Stern künftig seinen festen Platz auf der kulinarischen Landkarte Luxemburgs einnimmt.“
René Mathieu ist zurück — mit Rot und Grün
Nach dem Wechsel von der Distillerie zu seinem neuen Restaurant Fields hat der gefeierte Pflanzenkoch René Mathieu erneut einen roten und grünen Michelin-Stern erhalten — 37 Jahre nach seiner ersten Auszeichnung.
„Wir sind ohne Erwartungen nach Antwerpen gefahren — man weiß nie, wie der Guide entscheidet, vor allem wenn man erst seit drei Monaten geöffnet hat“, erklärt Mathieu. „Als nur noch zwei Umschläge übrig waren, war die Spannung kaum auszuhalten.“
Als er schließlich selbst den Stern überreicht bekam und dann auch noch den letzten Umschlag öffnen durfte, war für ihn klar: „Ich wusste, dass es für Archibald war — es war ein sehr emotionaler Moment, ihn da zu sehen.“
Herzlichen Glückwunsch an die Chefs Archibald de Prince, René Mathieu, Clovis Degrave und Louis Linster — von der gesamten Redaktion von KACHEN!