Perle Noire – Eine verborgene Perle des Meeres in der Stadt

Unauffällig über La Lorraine im Herzen Luxemburgs gelegen, eröffnet die Perle Noire nicht nur eine Bar, sondern ein Tor in eine andere Zeit. Hinter dem Speisesaal im ersten Stock verborgen, entfaltet sich dieser intime Ort wie ein wohlgehütetes Geheimnis und versetzt einen direkt in die jazzdurchtränkte Atmosphäre einer Speakeasy-Bar der 1920er-Jahre.

Samtbänke wölben sich wie Meereswellen, tiefes Blau und Gold schimmern unter Art-déco-Lampen, und Austernmotive an den Wänden glitzern im sanften Licht. Der Raum hat etwas Filmisches, als könnte Hemingways Geist mit Martini und Notizbuch Platz nehmen. Die Stimmung ist sinnlich und zugleich elegant, eine leise, luxuriöse Raffinesse liegt in der Luft.

Eine Vision jenseits des Essens

Der Kopf hinter dieser Verwandlung ist Louis Scholtès, der vor einem Jahr mit der Renovierung des Erdgeschosses begonnen hatte. Nach dessen Erfolg widmete er sich dem Obergeschoss – mit einer Vision, die weit über klassische Gastronomie hinausgeht. „Ich wollte in diesem toten Raum eine Cocktailbar schaffen und ihm wirklich Leben einhauchen“, sagt er. Inspiration fand er in seiner Vergangenheit in der Spitzengastronomie, unter anderem im Ritz, wo ihn die ikonische Hemingway Bar nachhaltig prägte. „Diesen Geist wollte ich wiederbeleben, jedoch mit einer völlig anderen Handschrift. Hier geht es um das Meer, um Austern – und das spürt man auch in den Cocktails.

Die Designentscheidungen – marineblaue Wände, goldene Akzente, geschwungene Formen, üppige Sessel – waren in weniger als einer Stunde getroffen. „Ich wusste genau, was ich wollte“, so Scholtès. Herausgekommen ist eine Bar mit Platz für gerade einmal 30 Gäste, akustisch so gestaltet, dass die Intimität gewahrt bleibt.

Cocktails mit kulinarischem Geist

Mongenie war keine Zufallswahl. Der ehemalige Philosophieprofessor bringt eine intellektuelle Dimension in die Mixologie. „Es war eine philosophische Verbindung, keine finanzielle“, betont Scholtès. „Wir teilen cineastische und kulturelle Referenzen, die Chemie stimmte sofort. Das hat es möglich gemacht, etwas Schönes und zugleich Geistreiches zu erschaffen.“

KACHEN besuchte die Perle Noire vor der offiziellen Eröffnung, um Cocktails und Speisen zu probieren. Der erste Drink: ein Bloody Mary, aber ganz anders. „Wir wollten etwas Rotes, weil uns hier überall Blau umgibt“, erklärt Ayrton. „Das ist ein maritimer Bloody Mary. Wir haben die traditionelle Worcestershire-Sauce durch Ponzu-Yuzu ersetzt – Zitrus und Umami aus der japanischen Küche.“ Der Wodka ist mit Pfeffer aromatisiert, dazu kommt eine hausgemachte Tomaten-Tequila.

Die Cocktail-Philosophie der Perle Noire wurzelt in Mongenies „kulinarischer Vision“. Modern, international und in Luxemburg noch ungewohnt. „Wir wollten etwas, das es in Paris, Berlin, New York oder Teilen Asiens schon gibt – hier jedoch noch nicht.“ Jeder Drink trägt eine feine salzige Balance. „Es geht nicht darum, sie salzig zu machen“, erklärt Ayrton. „Es ist wie beim Gebäck in der Bretagne: eine Spur Salz macht den Geschmack klarer, oder etwas Zucker in einem japanischen Gericht. Es schärft die Kontraste und rundet das Erlebnis ab.“

Vom Meer auf den Teller

Auch das kulinarische Angebot ist sorgfältig kuratiert. Scholtès stellte das Menü selbst zusammen – mit persönlichen Favoriten: gereifte Forelle, erlesene Käse und Charcuterie, Kaviar. Doch das Herzstück sind die Austern. Seine Austern.

Wir werden unsere eigenen Austern produzieren“, verrät Scholtès. Dafür reiste er in die Bretagne, um sie direkt beim Züchter auszuwählen. „Ich war selbst in den Parks, habe die Netze umgedreht. In etwa anderthalb Monaten kommen die ersten Chargen, und zu den Feiertagen ist die endgültige Version bereit.“ Der Unterschied? „Sie kommen nicht in Hälterungsbecken. Sie gehen direkt vom Meer in die Reinigung und dann zu uns – rein und kraftvoll.“

Die Verkostung war eine Offenbarung. Keine Spur von jener milchigen Schwere, die Einsteiger oft abschreckt. Stattdessen knackige Frische, wie ein Biss ins Meer, lebendig und ausgewogen, mit einem klaren mineralischen Nachhall, der wie Meeresnebel auf den Lippen verweilt. Diese Austern schlürft man nicht – man kostet sie aus.

Eine elegante Zukunft

Der Name, Perle Noire – „Schwarze Perle“ – ehrt natürlich die Auster, steht aber zugleich für das Geheimnis und die Raffinesse, die Scholtès in jedem Detail verankert hat. „Er setzt den richtigen Ton“, sagt er. „Und La Lorraine ist für Meeresfrüchte bekannt, da gibt es eine schöne Kontinuität.

Für die Zukunft sind bereits Events geplant: von DJ-Sets über Live-Pianisten bis hin zu stilvoll belebten Abenden. „Wir wollen dem Raum mit ruhiger Raffinesse Energie verleihen, aber auch offen bleiben für festlichere Nächte“, so Scholtès. Geöffnet ist die Perle Noire von Mittwoch bis Samstag, jeweils 18 bis 1 Uhr – bereit, eine der feinsten Nachtadressen Luxemburgs zu werden.

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