{"id":125235,"date":"2024-03-11T15:18:59","date_gmt":"2024-03-11T14:18:59","guid":{"rendered":"https:\/\/vanguards.eu\/archives\/125235"},"modified":"2025-03-20T18:54:37","modified_gmt":"2025-03-20T17:54:37","slug":"a-conversation-with-remy-savage-3","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/vanguards.eu\/shop\/de\/2024\/03\/11\/a-conversation-with-remy-savage-3\/","title":{"rendered":"Die Kunst des Cocktails: Ein Gespr\u00e4ch mit R\u00e9my Savage und Richard Gillam"},"content":{"rendered":"\n

Am 20. Februar 2024 durfte Luxemburg eine wahre Gr\u00f6\u00dfe der internationalen Barkeeperszene begr\u00fc\u00dfen: R\u00e9my Savage, eine Legende hinter dem Bartresen, ein Wegbereiter der Mixologie und ein Innovator in Sachen Bar-Konzeption. Mit seinen wegweisenden Bars in St\u00e4dten wie London (A Bar With Shapes For a Name), Paris (Le Bar Nouveau) und Lyon (L’Abstract) hat der geb\u00fcrtige Franzose weltweit Ma\u00dfst\u00e4be gesetzt und z\u00e4hlt momentan zu den pr\u00e4gendsten Pers\u00f6nlichkeiten in der internationalen Cocktail- und Barszene.<\/strong><\/h2>\n\n\n\n

Seit 2021 setzen sich Caves Wengler mit der Initiative \u201eSymposium“ daf\u00fcr ein, das Niveau der Cocktail- und Spirituosenszene in Luxemburg radikal zu transformieren. Das Ziel? Eine lebendige Gemeinschaft ins Leben zu rufen, in der Austausch von Wissen, gegenseitige F\u00f6rderung und fortlaufende Bildung im Vordergrund stehen. Ein breites Spektrum an Aktivit\u00e4ten \u2014 von Workshops \u00fcber Gast-Barkeeper-Eins\u00e4tze bis hin zu Masterclasses mit weltbekannten Experten \u2014 bildet den N\u00e4hrboden f\u00fcr Innovation und pers\u00f6nliche Entwicklung. Das Symposium definiert sich weit \u00fcber einen blo\u00dfen Treffpunkt hinaus; es ist vielmehr eine Plattform, die Barkeeper, Besucher und alle, die sich nach einem tieferen Sinn sehnen, zusammenf\u00fchrt, um gemeinsam neue Grenzen zu entdecken.<\/p>\n\n\n\n

Wir hatten das Vergn\u00fcgen, ein inspirierendes Treffen mit R\u00e9my Savage und Richard Gillam, dem kreativen Kopf hinter \u201eSymposium“ bei Wengler, im Paname zu erleben. Dabei ging es nicht nur um das Event, sondern auch um Kunst, Philosophie und darum, was einen guten Drink ausmacht!<\/p>\n\n\n\n

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Wie kam die Zusammenarbeit zwischen \u201eSymposium“ und R\u00e9my Savage zustande? Was erhofft ihr euch von der Zusammenarbeit?<\/strong><\/h4>\n\n\n\n

Richard:<\/strong> Ich war ganz gezielt auf der Suche nach Talenten, die ich nach Luxemburg einladen k\u00f6nnte, und habe mich daf\u00fcr bei unseren lokalen Barkeepern erkundigt. Schnell kam R\u00e9mys Name ins Spiel, denn er gilt derzeit als der \u201eGolden Boy“ der Szene. Deswegen haben wir ihn f\u00fcr eine Gast-Schicht im Paname eingeladen. Solche Gast-Schichten sind sowohl f\u00fcr die Kunden als auch f\u00fcr die Bar fantastisch, allerdings profitieren die Barkeeper oft nicht direkt davon, da sie zu diesen Zeiten meist selbst im Einsatz sind. Aus diesem Grund organisieren wir am Folgetag einen Workshop mit sechs Barkeepern aus Luxemburg, die gemeinsam mit R\u00e9my und seinem Team an einigen Drinks feilen. Wir haben daf\u00fcr extra ein kleines Labor eingerichtet.<\/em><\/p>\n\n\n\n

R\u00e9my: <\/strong>Genau dieser \u201ep\u00e4dagogische Aspekt“ hat mich an dieser Gelegenheit besonders interessiert hat. Als kreativer Kopf hinter der Bar kennt man die Herausforderung: Man entwickelt einen neuen Drink und bringt ihn zu etwa 90% zur Vollendung. Oft ben\u00f6tigt man f\u00fcr die letzten fehlenden 10% jedoch den Impuls oder die Inspiration von jemand anderem. Hier kommen mein Team und ich ins Spiel. Wir m\u00f6chten den Teilnehmern die einzigartige Chance geben, ihre Ideen vollst\u00e4ndig umzusetzen.<\/em><\/p>\n\n\n\n

Richard:<\/strong> Bei der Gestaltung des Workshops wollten wir nat\u00fcrlich sicherstellen, dass er zu R\u00e9mys Stil passt. Wir lie\u00dfen uns von der ber\u00fchmten, bunten Nana-Statue von Niki de Saint Phalle, die in der Stadt zu finden ist, inspirieren und forderten die Teilnehmer auf, einen Cocktail zu kreieren, der sowohl von dieser Statue als auch von R\u00e9mys Ansatz inspiriert ist. Der Drink sollte allerdings nicht fertig sein; vielmehr ging es darum, eine solide Grundidee zu entwickeln, die dann mit der Hilfe von R\u00e9my und seinem Team zur Perfektion gebracht wird. Ein wichtiger Aspekt dabei ist, dass am Ende ein Drink entsteht, der in die Men\u00fckarte aufgenommen werden kann und t\u00e4glich angeboten wird.<\/em><\/p>\n\n\n\n

R\u00e9my, deine Bars sind alle bestimmten Kunstbewegungen der fr\u00fchen Moderne gewidmet. Was fasziniert dich an dieser Thematik?<\/strong><\/h4>\n\n\n\n

R\u00e9my:<\/strong> Meine Wurzeln liegen ja eigentlich in der Philosophie, und mich hat stets die Frage fasziniert: Warum erschaffen Menschen Kunst? Warum gibt es in bestimmten Epochen Kunstwerke, die sich \u00e4hneln oder die gleichen Themen aufgreifen, auch wenn die K\u00fcnstler nicht direkt miteinander in Kontakt standen? Meiner Ansicht nach erleben Menschen in derselben Epoche \u00e4hnliche Herausforderungen und suchen, wenn auch mit unterschiedlichen Ans\u00e4tzen und Medien, nach L\u00f6sungen. In der Moderne zum Beispiel wurden Fragen aufgeworfen, die bis heute Bestand haben. Die Art Nouveau etwa setzte sich als \u00e4sthetisches Gegenst\u00fcck zur Industriellen Revolution. Die Bauhaus-Architektur wiederum suchte nach neuen L\u00f6sungen f\u00fcr das Wohnen in den immer weiter wachsenden St\u00e4dten. Heute, im Zeitalter der digitalen Revolution, k\u00f6nnen wir diese zeitgen\u00f6ssischen Fragen auf \u00e4hnliche Weise nachvollziehen.<\/em><\/p>\n\n\n\n

Als internationaler Player und kreativer Kopf hast du bestimmt noch weitere Pl\u00e4ne. Welche Kunstbewegung und Stadt sind als N\u00e4chstes f\u00fcr eine Themenbar geplant?<\/strong><\/h4>\n\n\n\n

R\u00e9my:<\/strong> Das muss ich meiner Mutter erz\u00e4hlen, ich bin ein internationaler Player! (lacht). Also, ich m\u00f6chte unbedingt eine Bar im Stil des Futurismus machen. Das geht nat\u00fcrlich nicht irgendwo, das muss in Mailand sein! Gl\u00fccklicherweise haben wir dort passende M\u00f6glichkeiten gefunden, sodass wir diese Idee bald verwirklichen k\u00f6nnen. Es ist immer entscheidend, dass der Stil der Bewegung zur Stadt passt. In London haben wir beispielsweise eine Bar dem Bauhaus gewidmet. Gut, streng genommen war das Bauhaus keine Bewegung, sondern eine Schule, aber ein wenig kreativer Freiraum ist erlaubt. Das Bauhaus-Konzept in London ergibt Sinn, da viele Bauhaus-K\u00fcnstler w\u00e4hrend des Dritten Reichs nach London flohen. Daher sind dort immer noch Geb\u00e4ude und Einfl\u00fcsse der Schule zu finden. F\u00fcr Paris war die Wahl der Art Nouveau offensichtlich.<\/em><\/p>\n\n\n\n

Und wie ziehst du den Faden zwischen diesen philosophischen \u00dcberlegungen und dem Konzept \u201eCocktailbar“?<\/strong><\/h4>\n\n\n\n

R\u00e9my:<\/strong> In der Regel besucht man eine Cocktailbar, um eine gute Zeit zu haben. Es ist ein kleiner, erschwinglicher Luxus, der einem einen kleinen Eskapismus im Alltag bietet. Genau diese Idee verfolgte auch die Art Nouveau: In der Kunst wurde versucht, eine romantisierte Form der Natur darzustellen, die einen Ausweg aus der \u00e4sthetisch unbefriedigenden st\u00e4dtischen Realit\u00e4t des Industriezeitalters bot. Diese zentrale Idee setze ich auf konzeptioneller Ebene sowohl durch das Interieur der Bar als auch durch die Cocktails selbst um.<\/em> Beim Bauhaus habe ich mich an der radikalen Vereinfachung inspiriert, auf die Reduktion auf das<\/em> Essenzielle. <\/em><\/p>\n\n\n\n

Eines der Hauptziele des \u201eSymposium“ ist es, dein Wissen und deine Erfahrung mit jungen, aufstrebenden Barkeepern hierzulande zu teilen. Was sind die zentralen Werte, die du \u00fcbermitteln m\u00f6chtest?<\/strong><\/h4>\n\n\n\n

R\u00e9my:<\/strong> Das ist eine gute Frage, denn normalerweise w\u00fcrde ich sagen, man solle sich erlauben, kreativ zu sein. Andererseits ist es auch wichtig, etwas Disziplin zu haben. Aber ich glaube, das Wichtigste ist, dass man die Dinge nicht zu \u00fcberkompliziert macht. Viele j\u00fcngere Bartender glauben, dass wenn man komplizierte Techniken und exotische Zutaten benutzt, es einen automatisch nach einem guten Bartender aussehen l\u00e4sst. Ich glaube, es macht genau das Gegenteil. Es l\u00e4sst einen eher unerfahren wirken. Komplexe Drinks sehen vielleicht cool aus, aber in der Regel halten sie vom Geschmack nicht das, was sie von au\u00dfen versprechen.<\/em><\/p>\n\n\n\n

Richard:<\/strong> Da stimme ich voll und ganz zu. Als Juror bei zahlreichen Cocktailwettbewerben habe ich unz\u00e4hlige Drinks bewertet. Und wei\u00dft du, was dabei am seltensten auf den Tisch kam?<\/em><\/p>\n\n\n\n

R\u00e9my:<\/strong> Ein wirklich guter Drink?<\/em><\/p>\n\n\n\n

Richard:<\/strong> Genau, ein wirklich leckerer Drink! Ich habe hunderte von Drinks gesehen \u2014 kreative, interessante, optisch ansprechende \u2014 aber nur ein Bruchteil davon hat wirklich gut geschmeckt. Deswegen gebe ich immer zwei Ratschl\u00e4ge: Erstens, versichere dich, dass du den Drink auch wirklich zubereiten kannst. Und zweitens, sorge daf\u00fcr, dass er gut schmeckt! Wenn dein Drink nicht mindestens so gut ist wie ein frischer Raspberry Caipirinha, warum machst du dir dann \u00fcberhaupt die M\u00fche?<\/em><\/p>\n\n\n\n

Dann bin ich mal gespannt, was ihr mir auf meine obligatorische Abschlussfrage antworten werdet. Was sind momentan eure Lieblingsdrinks?<\/strong><\/h4>\n\n\n\n

R\u00e9my:<\/strong> Wie gesagt, ich bin sehr einfach gestrickt: Ich mag Gin Tonics, ich mag Martinis und generell alles, was mit Cognac zu tun hat. Zum Beispiel gibt es einen Drink, den ich auch heute Abend anbieten werde, der aus meiner Bar in Paris stammt und \u201eLe Finaleau“ hei\u00dft. Er besteht aus Cognac, Verjus und Sprudelwasser. Super einfach, meine Mutter k\u00f6nnte ihn mixen, aber echt lecker. Das ist immer das Erste, was ich mir g\u00f6nne, wenn ich nach Paris zur\u00fcckkomme.<\/em> <\/p>\n\n\n\n

Richard:<\/strong> Ich finde Pisco Sours gerade echt spannend, als eine Art moderner Twist zu den klassischen Sours. Ansonsten bin ich immer daf\u00fcr, klassische Cocktails mit lokalen Schn\u00e4psen zu mixen. Nehmen wir den Gin Tonic: Gin ist ja eigentlich ein Schnaps aus Wacholderbeeren, also eine Art Obstbrand. Hier in Luxemburg haben wir viele tolle Obstbr\u00e4nde: Zwetschge, Kirsch, Himbeere \u2026 Mir schmeckt zum Beispiel Kirsche mit Tonic viel besser als Gin mit Tonic.<\/em><\/p>\n\n\n\n

R\u00e9my:<\/strong> Widerlich! (lacht)<\/em><\/p>\n\n\n\n

Gut, \u00fcber Geschmack l\u00e4sst sich bekanntlich nicht streiten. Wir w\u00fcnschen euch viel Spa\u00df bei der Guestshift und viel Erfolg beim Workshop morgen fr\u00fch!<\/strong><\/h4>\n\n\n\n
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Bilder: Kachen & WENGLER<\/em><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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