{"id":138439,"date":"2025-03-30T07:54:03","date_gmt":"2025-03-30T05:54:03","guid":{"rendered":"https:\/\/vanguards.eu\/archives\/138439"},"modified":"2025-03-31T10:34:50","modified_gmt":"2025-03-31T08:34:50","slug":"balkanische-vielfalt","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/vanguards.eu\/shop\/fr\/2025\/03\/30\/balkanische-vielfalt\/","title":{"rendered":"Toute la richesse des Balkans"},"content":{"rendered":"\n
Auf den Mauern der Gelben Bastion \u00c5\u00bduta Tabija, hoch \u00fcber den D\u00e4chern Sarajevos, haben sich dutzende Schaulustige versammelt. Der Duft von frisch gebackenem Brot str\u00f6mt verlockend \u00fcber die Festung. In gro\u00dfen Plastikt\u00fcten haben die Menschen Getr\u00e4nke und Esswaren auf den H\u00fcgel mitgeschleppt. Doch noch \u00fcben sich die Sarajlije, wie die Einwohner der Stadt genannt werden, in Zur\u00fcckhaltung. Es ist Ramadan, muslimische Fastenzeit, und erst nach Sonnenuntergang darf gegessen und getrunken werden.<\/p>\n\n
Das Signal zum Iftar, dem Fastenbrechen, wird eindrucksvoll durch das Abfeuern einer alten Kanone gegeben. Wenn der Sprengmeister, den typischen roten Filzhut auf dem Kopf, die Schwarzpulverladung z\u00fcndet, h\u00f6rt man den Knall in der ganzen Stadt: der Startschuss f\u00fcr das gemeinsame Abendessen. In der beschaulichen ottomanischen Altstadt dr\u00e4ngen hungrige Familien in die Restaurants und Caf\u00e9s und laben sich an \u00c4\u2020evap\u00c4\u008di\u00c4\u2021i, kleinen W\u00fcrstchen aus Hackfleisch, und Burek, einer mit Fleisch, K\u00e4se oder Spinat gef\u00fcllten Bl\u00e4tterteigspezialit\u00e4t.<\/p>\n\n W\u00e4hrend der Festzeit sind die spitzen Minarette der Moscheen besonders geschm\u00fcckt und die Gottesh\u00e4user ziehen anl\u00e4sslich Eid Fitr, dem letzten Tag des Ramadans, zahlreiche Menschen an. Zum Morgengebet haben sich bei der f\u00fcnfhundertj\u00e4hrigen Gazi-Husrev-Beg-Moschee so viele Gl\u00e4ubige eingefunden, dass sie, im besten Anzug, im Hof vor dem Geb\u00e4ude niederknien m\u00fcssen, obwohl es in Str\u00f6men regnet.<\/p>\n\n Knapp mehr als die H\u00e4lfte der Bev\u00f6lkerung von Bosnien und Herzegowina sind Bosniaken muslimischen Glaubens; der Rest besteht aus serbisch-orthodoxen oder katholischen Christen. Ein Schmelztiegel der Kulturen, was sich auch in der diversen Architektur der Stadt widerspiegelt. Nebst den Ottomanen haben besonders auch die Herrscher \u00d6sterreich-Ungarns sich mit Prachtbauten verewigt. Wegen dieser Vielfalt wird Sarajevo manchmal als Jerusalem des Balkans bezeichnet. Dass das Zusammenleben allerdings nicht immer einfach ist, daran erinnern auch heute noch die als Mahnmal bewahrten Einschussl\u00f6cher aus dem Bosnienkrieg Anfang der 1990er-Jahre.\u00a0<\/p>\n\n Damals w\u00fcteten die K\u00e4mpfe in gro\u00dfen Teilen des Landes. In Mostar wurde die Alte Br\u00fccke, das Wahrzeichen der historischen Stadt, nahezu komplett zerst\u00f6rt, doch seit 2004 erstrahlt sie in neuem Glanz. Ein Symbol des Wiederaufbaus. Sogar in den entlegensten Hirtend\u00f6rfern der Dinarischen Alpen, wo mehr Schafe als Menschen leben, findet man kaum Geb\u00e4ude, die \u00e4lter als drei\u00dfig Jahre sind. Willk\u00fcrlich h\u00e4tten die Soldaten w\u00e4hrend des Krieges alles niedergebrannt und ganze D\u00f6rfer dem Erdboden gleichgemacht, erz\u00e4hlt Hamdija, der fliehen konnte und nach dem Friedensabkommen wieder zur\u00fcck in seine bergige Heimat zog.<\/p>\n\n Seine Frau Hara erinnert sich nicht gerne daran und zeigt viel lieber ihre traditionelle bosnische Festtracht und die warmen Wollsocken, die sie im Winter strickt und dann an H\u00e4ndler aus der Hauptstadt verkauft. F\u00fcr G\u00e4ste bereitet sie einen starken Kaffee t\u00fcrkischer Art zu; so will es die Gastfreundschaft. Denn auch wenn die Wohnh\u00e4user neu, die bekannten Wahrzeichen wiederaufgebaut sind, manche der alten Traditionen haben Bestand.\u00a0<\/p>\n\n So auch in den W\u00e4ldern rund um Ocevija, eine unscheinbare Ortschaft n\u00f6rdlich von Sarajevo. Es dringt nur wenig Licht in die an einem kleinen Bach gelegene, fensterlose Holzh\u00fctte. Die verru\u00dften Innenw\u00e4nde zeugen von Jahrzehnten brennenden Feuers, in dessen Flammen die M\u00e4nner der Familie Jozeljic seit Generationen Metallwaren schmieden. Seit dem Mittelalter sind die Methoden die gleichen: ohne Elektrizit\u00e4t, Motoren oder sonstige moderne Hilfsmittel entstehen hier Peka, balkanische Pfannen.<\/p>\n\n Besonders beeindruckend ist der riesige, an einem meterlangen Balken befestigte Hammer, welcher durch die Wasserkraft des Bachs bet\u00e4tigt wird. Mit einem Hebel kann der Schmied die Wasserzufuhr \u00f6ffnen oder schlie\u00dfen und so den Hammer mit der Kraft der Natur bedienen. Mit ungeheurem Druck kracht das schwere Ger\u00e4t auf das gl\u00fchende Metall und zwingt es in die gewollte Form. Von ehemals zw\u00f6lf Schmieden sind heute nur noch drei \u00fcbrig. Die Konkurrenz aus China macht den alteingesessenen Schmiedefamilien zu schaffen. Dazu kommt, dass die Arbeit, nicht zuletzt wegen des L\u00e4rmpegels, m\u00fchselig und zudem nicht ungef\u00e4hrlich ist, k\u00f6nnte ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit doch schwerwiegende Folgen haben.\u00a0<\/p>\n\n Ob man nun Lust hat auf Kultur und Geschichte, in den Bergregionen auf den Spuren der Sch\u00e4fer wandern m\u00f6chte oder sich f\u00fcr jahrhundertealtes Handwerk interessiert, Bosnien-Herzegowina hat so manche \u00dcberraschung parat. Also: Ab auf den Balkan!<\/p>\n\n Text & Fotos: Laurent Nilles<\/em><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" Ein langes Wochenende reicht schon, um sich von dem kleinen Land auf dem Balkan bezaubern zu lassen. Von der ottomanischen Altstadt Sarajevos \u00fcber die moosgr\u00fcne Berglandschaft der Dinarischen Alpen bis hin zur weltbekannten Alten Br\u00fccke in Mostar: die kulturelle und landschaftliche Vielfalt Bosnien-Herzegowinas l\u00e4sst sich unkompliziert in ein paar Tagen entdecken. Auf den Mauern der […]<\/p>\n","protected":false},"author":56,"featured_media":150001,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_seopress_robots_primary_cat":"","_seopress_titles_title":"","_seopress_titles_desc":"","_seopress_robots_index":"","wprm-recipe-roundup-name":"","wprm-recipe-roundup-description":"","pmpro_default_level":"","footnotes":""},"categories":[3842,3847],"tags":[],"class_list":{"0":"post-138439","1":"post","2":"type-post","3":"status-publish","4":"format-standard","5":"has-post-thumbnail","7":"category-adventures","8":"category-europe","9":"pmpro-has-access"},"featured_media_global":[],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/vanguards.eu\/shop\/fr\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/138439","targetHints":{"allow":["GET"]}}],"collection":[{"href":"https:\/\/vanguards.eu\/shop\/fr\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/vanguards.eu\/shop\/fr\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/vanguards.eu\/shop\/fr\/wp-json\/wp\/v2\/users\/56"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/vanguards.eu\/shop\/fr\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=138439"}],"version-history":[{"count":0,"href":"https:\/\/vanguards.eu\/shop\/fr\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/138439\/revisions"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/vanguards.eu\/shop\/fr\/wp-json\/wp\/v2\/media\/150001"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/vanguards.eu\/shop\/fr\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=138439"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/vanguards.eu\/shop\/fr\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=138439"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/vanguards.eu\/shop\/fr\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=138439"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}

Zeichen des Krieges<\/strong><\/h3>\n\n
Mittelalterliches Handwerk<\/strong><\/h3>\n\n
<\/a>
<\/a>